: Von Nachdenklichkeit geprägt
■ betr.: "Nehmt das nicht hin!", taz vom 10.7.93
betr.: dito
Der Brief der RAF ist trotz aller verbalen und wohl auch tatsächlichen Drohgebärden – selbstverständlich im Rahmen des eigenen Weltbildes, das von der Mehrheit des Volkes nicht geteilt wird – von Nachdenklichkeit geprägt, und ich habe den Eindruck, daß sich hinter den Zeilen ganz normale Menschen verbergen und deshalb die Hoffnung, daß die RAF irgendwann einmal einer etwas realitätsorientierten (damit meine ich, zu akzeptieren, daß das Gros der Bevölkerung eher Angst und Schrecken verspürt, wenn sie mit der „gerechten“ Welt der RAF konfrontiert wird...) Argumentation zugänglich wird.
Doch: Der Brief der RAF hat mich nicht davon überzeugt, daß unsere – ungerechte – Welt in eine bessere, gerechtere und menschlichere Zukunft schaut, wenn die RAF sich durchsetzt; dies glaube ich aber, wenn die Vorstellungen von Bündnis 90/Die Grünen Realität werden. Man kann die RAF- Mitglieder deshalb nur bitten, sich auf einen legalen, freiheitlichen und basisdemokratischen Kampf zu beschränken und um politische Mehrheiten zu ringen (lästig, aber effektiver).
Was ich bisher mit der RAF in Verbindung bringe, ist: eine (das werden sie selber wissen, denn nur wer wirklich stark ist, hat eine gewisse Souveränität, wer in Wirklichkeit schwach ist, der muß sich ständig verbal und sonstwie seiner angeblichen Stärke vergewissern, z.B. durch Drohgebärden und Anschläge auf – austauschbare – Repräsentanten unseres Staates) absolut erfolglose Truppe (jetzt haben wir einen rechtskonservativen Innenminister: danke RAF!), die nichts als Leichen und Gefängnisinsassen produziert. Soziale Bewegung von unten? Ja! Aber: bitte ohne Leichengestank und unter Respektierung Andersdenkender [...]. Und: Die Repräsentanten des Staates mögen aufhören, die Mitglieder der RAF als normale Kriminelle zu betrachten, die Taten sind politisch motiviert (ausschließlich). Es ist albern, dies zu ignorieren. Die Repräsentanten des Staates sollten schnellstens den durch die Wildwest-Story von Bad Kleinen unterbrochenen Dialog wieder aufnehmen: Ein Angebot dazu liegt von Herrn Klaus Kinkel bereits vor. Klaus Lügering, Lingen
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