: Kunst-Krampf und alte Zöpfe
■ Multikulturelle Künstler-Aktion rund um die Alster
Eine große Menge Idealismus und ein gehörige Portion Naivität gehören schon dazu, binnen weniger Monate ein Open-Air-Kunst-Fest rund um die Binnenalster zu organisieren. Ryszard Wojtyllo schuf so etwas wie ein Alstervergnügen, aber ein alternatives. Denn die Versammlung von rund sechzig KünstlerInnen mit Arbeiten von Malerei über Bühnenbild zu Schauspielaktionen dient einem hehren Motto: „Keine Ausgrenzung - Kunst für Toleranz und Integration“.
Auch wenn heftigst zu bezweifeln ist, daß auch nur ein einziger Pinselstrich sich solchen Titelansprüchen ohne Krampf fügt. Immerhin zeigt schon die Namensliste der Beteiligten den multikulturellen Hintergrund, denn die KünstlerInnen kommen aus Kurdistan bis Friesland, viele aus Polen. Aber die veranstaltende Pegasus Foundation - Kunst für Völkerverständigung e.V. hält die Herkunftsländer in den Künstlerviten ohnehin für einen unsinnigen alten Zopf.
Bei richtig verstandener Integration gibt es gar keine Ausländer, meint der Veranstalter. Und doch ist es meist so, daß Ausländer hier nur das Bier bringen dürfen. Dafür werden einzelne in sportlichen Diziplinen als Weltbeste gefeiert. Gerd Stanges Aktion Olympia 1994 - Bier für Massa und die anderen hat dies mit einfachen Mitteln passend in Szene gesetzt. Andere Künstler werden das Motto am Sonntag live und unter Diskussionen mit dem Publikum umsetzen und solche Merkwürdigkeiten wie „Öko-Bilder“ ausstellen.
Wojtyollos Pathosformeln, wie das Versenken von Künstler-Unterschriften in der Alster, verschreckten schon im Vorfeld manche der beteiligten Künstler, aber mit dem Hinweis auf seine polnische, romantische Ader erklärt er dies als Notwendigkeit, um die Veranstaltung erinnerbar zu machen.
Hajo Schiff
Rund um die Binnenalster, Sonntag, 10-18 Uhr.
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