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Ein Netz gegen das Grauen

■ Hamburg Premiere des Mafia-Dokumentarfilms „Palermo“

Die Mafia, bisher mythenreich im Kino bedacht, ist Thema des „dokumentarischen Spielfilms“ Palermo – die Mafia, der Tod, das Leben des deutschen Filmemachers Wolfram Moser. Fern von der sonst üblichen Klischeebildung des Filmgenres, wie sie sich in Werken wie „Der Pate“ manifestieren, in denen die sogenannte Ehrenwerte Gesellschaft als etwas Schillerndes dargestellt wird, fokussiert Moser die Gegner und Opfer.

Im Mittelpunkt steht der sizilianische Politiker Leoluka Orlando, Ex-Bürgermeister von Palermo und vormaliger Christdemokrat. Als Führer der Anti-Mafia-Partei (“La Rete“) ist Orlando einer der meistbedrohten Personen des Landes. Eine Bedrohung, mit der auch sein Fahrer und Leibwächter, der zweite Protagonist des Films, täglich konfrontiert ist. Weiterhin wird in Interviews mit Angehörigen der Opfer, Straßengesprächen und Puppenspielszenen die Mafia als ein gesichtsloses Grauen dargestellt.

Eng verknüpft mit der Cosa Nostra spielt auch die sizilianische Metropole eine Hauptrolle in dem Film: Palermo, als eine eigene archaische Welt der Liebe und des Todes. „Das eindrucksvollste Bild, das ich bislang über Palermo gesehen habe“, äußert sich Orlando über den Film und fährt fort: „Es ist ein körperlicher Film. Es ist der Film für die neuen Begriffe, denn die Begriffe brauchen einen Körper.“

Dem Anspruch eines „dokumentarischen Spielfilms“ konnte Moser indes nicht ganz gerecht werden. Es handelt sich bei Palermo eher um eine große Kinoreportage, die mehr journalistische als epische Mittel benützt. Zur morgigen Hamburg-Premiere im Metropolis (21.15 Uhr) erscheint neben dem Regisseur in Vertretung von Orlando der sizilianische Journalist Aldo Civico. kader

Metropolis, 23./24./27./28./29. September

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