Dem Zusammenbruch nahe

■ Hamburger Bildungsträger entlassen über 200 Lehrer

In Hamburg mehren sich die Opfer des Kahlschlags auf dem Arbeitsmarkt: Derzeit fegt die Sparwelle nicht mehr „nur“ die Beschäftigten des zweiten Arbeitsmarktes (ABM-Kräfte und Umschüler) aus ihren Jobs, sondern auch über 200 Lehrer von Trägern der beruflichen Weiterbildung.

Die Kündigungslawine ist Folge der drastischen Kürzungen im Bereich der beruflichen Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen (FuU). Rund 25 Prozent dieser Maßnahmen will die Bundesregierung 1993 einsparen, bewilligt bekam Hamburg jedoch nur noch 14 Prozent des Vorjahresetats. Konsequenz: Alle Träger dieser Bildungsmaßnahmen müssen nun ganze Abteilungen schließen, die Kurse wurden rigide eingedampft.

Die Grone Schule ist von den Hamburger Trägern bislang am heftigsten betroffen. Nach Streichung von zwei Dritteln der Kurse wird jetzt über die Kündigung von 105 LehrerInnen verhandelt. Aber auch die Stiftung Berufliche Bildung meldet nun Land unter: Vorgestern legte die Geschäftsführung dem Betriebsrat 32 Entlassungen vor. Der will die Kündigungen jedoch nicht wehrlos hinnehmen und beantragte gestern eine einstweilige Verfügung. Sein Ziel:Entlassungen durch Kurzarbeit verhindern.

Auch die FAA (Gesellschaft für berufliche Bildung) schrumpft: „Bei uns sind bereits 27 Mitarbeiter gekündigt worden, es werden noch mindestens 20 hinzukommen“, so Betriebsrat Rüdiger Schwabach. Schon vier Abteilungen wurden geschlossen,im Februar komme die 5. und 1995 die 6. hinzu.

Beim vom Berufsförderungswerk (BFW) des DGB sieht die Lage ähnlich aus: 20 Lehrergingen bereits, mindestens zwei Einrichtungen im Umland sind bedroht. Allen Trägern gemein ist: Das Angebot des Hamburger Arbeitsamtsdirektors Olaf Koglin, mit den Einrichtungen über Kurzarbeit zu verhandeln, wurde von den Geschäftsführern der Träger abgelehnt. Die sehen auch für die nächsten Jahre kein Licht am Horizont und wollen sich auf kein Risiko einnlassen.

„Jetzt passiert, was wir im Frühjahr vorausgesehen haben“, beschreibt BFW-Betriebsrat Roland Kohsiek die Lage. Im ganzen Bundesgebiet seien rund 30.000 Arbeitsplätze bedroht. Kohsiek: „Wir stehen einen Schritt vor dem Zusammenbruch des gesamten Weiterbildungssystems.“ sako