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Schnepfe heißt Aufmüpfigkeit

■ Ende September erscheint die Nullnummer eines neuen Berliner Stadtmagazins von Frauen für Frauen / Bisher aber nur magere Resonanz aus der Frauenszene

„Schnepfe“ – was ist das eigentlich? Dem Duden nach ein Schimpfwort für Prostituierte oder einen Vogel mit langem, spitzem Schnabel. Schnepfe, so soll aber auch ein neues Berliner Stadtmagazin heißen, das am 28. September mit einer Nullnummer erscheint – ausschließlich von Frauen für Frauen gemacht.

„Schnepfe war immer ein gängiges Schimpfwort für Frauen“, sagt Mitherausgeberin Bianka Blöcker. Aber genau wie das Wort „Lesbe“, das in heterosexuellen Kreisen immer noch einen negativen Touch habe, sei „Schnepfe“ durchaus positiv besetzt. Bianka Blöcker: „Schnepfe bedeutet Aufmüpfigkeit und Frechsein.“ Verkrustete Strukturen in der Frauen- und Lesbenszene wollen die beiden Herausgeberinnen, Bianka Böcker und Barbara Link, mit ihrer Zeitschrift aufbrechen. „Wir sind zwar nur für Frauen da, aber ich finde es falsch, den Mann als ersten Feind zu sehen“, sagt Bianka Blöcker. Randvoll mit frauenspezifischen Terminen und Adressen, Plattentips, Buchrezensionen und Kommentaren zu frauenpolitischen Themen ist das immer am Anfang des Monats erscheinende Heft. Natürlich gibt es auch Tratsch aus der Frauen- und Lesbenszene und eine Klatschspalte, im ersten Heft über „heimliche und offizielle Lesbenidole“. Aber auch für längere Lesebeiträge ist gesorgt: In der Nullnummer beispielsweise erscheint ein Bericht zum Thema „Lesbischsein als Trend in Zeitschriften wie Stern und Spiegel“.

„Wir wollen mit unserem Magazin alle Frauen, nicht nur Lesben, ansprechen“, sagt die 26jährige Bianka Blöcker. Gerade für Frauen, die frisch nach Berlin gezogen sind und die „Szene“ noch nicht kennen, sei die Schnepfe ideal. „Es gibt soviele inoffizielle Treffpunkte für Frauen, die in keiner anderen Zeitung oder Zeitschrift stehen.“

Neben den Insiderinnen-Treffs sollen auch Theater, Kino und Fernsehen nicht zu kurz kommen. Aus dem normalen Angebot wählen die beiden – bisher einzigen – Redakteurinnen frauenspezifische Filme, Theaterstücke oder sonstige Veranstaltungen für die Schnepfe aus. Um ein breites Angebot abzudrucken, haben die Publizistik- und Druckereitechnik- Studentinnen insgesamt 408 Briefe an die verschiedenen Frauenprojekte, Initiativen und Projekte geschickt, mager war bisher allerdings die Ausbeute: Statt der erwarteten Berge von Post mußten die Schnepfen mit Lupe und Pinzette die Briefe im Postkasten suchen, erzählt Bianka Blöcker. „Viele eher kleine Projekte aus dem Ostteil der Stadt haben uns geantwortet, aber auch schwul-lesbische Projekte.“ Bianka Blöcker, die auch schon bei der Frauenzeitung Blau mitgearbeitet hat, ist über die mangelnde Resonanz enttäuscht. Die Schnepfe steckt bisher noch in den Kinderschuhen – bis zur nächsten Ausgabe muß noch viel organisiert werden, ein Fax fehlt, und eigene Redaktionsräume sind noch nicht gefunden. Bianka Blöcker aber ist zuversichtlich: „Die Schnepfe ist auf jeden Fall eine Marktlücke in Berlin, und ich hoffe sehr, daß wir Erfolg haben werden.“ Julia Naumann

Die „Schnepfe“ erscheint monatlich in einer Auflage von 3.000, kostet 2,50 Mark und ist in Frauenprojekten und Buchläden erhältlich.

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