: „Wir möchten, daß ihr für uns betet“
■ Delegation aus der israelischen Partnerstadt Haifa zu Besuch / PLO noch nicht präsent
Shimon Rudik: „Haifa ist eben eine besondere Stadt“Foto: J. Oberheide
Shimon Rudik ist stellvertretender Bürgermeister von Haifa, der israelischen Partnerstadt Bremens. Mit einer kleinen Delegation ist er zur Zeit in Bremen, um sich über Stadterneuerung und Stadtsanierung zu informieren.
taz: Hat die Verständigung mit der PLO Auswirkungen auf Haifa?
Shimon Rudik: Ich gehöre in der Arbeiterpartei zum Peres- Flügel. Es freut uns alle sehr, daß wir nach soviel Blutvergießen jetzt endlich eine Chance zum Frieden im Nahen Osten haben.
Haifa ist allerdings eine Stadt, in der wir auch bisher keinen Terror und keine Intifada hatten.
hierhin Foto
mit altem Mann
Wir leben mit den Arabern zusammen. Wir haben Christen, Bahai, Drusen, Moslems und leben ruhig und ohne Probleme.
Wieviele Araber leben in Haifa?
20.000, die Schulen haben wir alle zusammen. Nachts gehen ein Jude und ein Araber zusammen Patrouille. Beide Seiten müssen jetzt noch einen Schritt weiter vorwärts gehen.
Aber Ihr größtes Problem ist im Moment ein anderes?
Ja, wir haben in den letzten eineinhalb Jahren 35.000 Einwanderer aus Rußland bekommen. Das ist nicht leicht in einer Stadt wie unserer mit 270.000 Einwohnern. 90 Prozent von denen sind Aka
demiker. Wir haben 42 Akademiker in unserer Stadt, die als Straßenkehrer arbeiten. Es gibt keinen anderen Ausweg, bis alle Arbeit gefunden haben. Die Einwanderer sind einverstanden, wenn sie nur in Israel bleiben können.
Ist die PLO in Haifa inzwischen präsent?
Offiziell nicht. Wir haben ja noch keinen Vertrag mit der PLO gemacht. Es gibt überhaupt noch keine offizielle PLO-Organisation in Israel. Aber das muß sich jetzt bald ändern. Wir sind doch ein demokratisches Land.
Glauben Sie, daß die PLO dann auch in Haifa eine politische Kraft wird?
Nein, die Araber in Haifa gehören zu allen Parteien — rechts, links, wir haben auch eine kleine kommunistische Partei. Haifa ist eben eine besondere Stadt.
Meinen Sie, daß sich das Gaza- Jericho-Abkommen auch wirtschaftlich auf Haifa auswirken wird?
Aber sicher. Haifa ist der größte Hafen Israels, und Jericho ist nicht weit. Wir hoffen, daß auch andere Länder helfen werden und in den palästinensischen Gebieten investieren.
Hoffen Sie da auch auf Bremen?
Wir haben ein besonders gutes Verhältnis zur Bremer SPD. Wir haben nicht vergessen, daß 1991 im Krieg mit dem Irak eine Bremer Delegation bei uns war. Aber wir hatten jetzt auch eine große Diskussion im Stadtrat über die Partnerschaft mit Bremen. Die Opposition hat kritisiert, daß die deutsche Regierung gar nichts gegen die Neonazis unternimmt. Es gab einen großen Streit. Am Ende haben wir einstimmig beschlossen, die Partnerschaft beizubehalten, um in Deutschland die Leute zu stärken, die gegen die Nazis sind.
Was Bremen tun kann? Wir wünschen uns nur von Bürgerschaft und Senat, daß sie für den Frieden im Nahen Osten beten.
Und jenseits von Beten muß Bremen nichts machen?
Bei Euch ist die finanzielle Lage ja jetzt auch nicht sehr leicht. Bei uns gibt es viel Arbeitslosigkeit, aber bei Euch auch. Da können wir nicht zuviel erwarten. Aber manchmal, wenn man betet, hilft das auch.
Fragen: Dirk Asendorpf
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