: Was wurde eigentlich aus ...
■ Dietmar Bartz?
Dietmar lernte ich kennen als Machete. Lederklamotten, deutliche Sprüche, den Klassenfeind stets im Visier. Seine politische Heimat: die Bremer autonome Szene, sein journalistischer Impetus: Die Herrschenden entlarven. Das war, als die taz-Bremen versuchsweise einmal in der Woche erschien. Dann vor zehn Jahren die tagtägliche taz. Machete wurde diba: Nicht länger aus dem Verborgenen, sondern unter eigenem Namen schreiben. Die politische Heimat blieben die Autonomen - bis sie ihn selbst vertrieben. Er war ihnen journalistisch zu unabhängig gewoden... Persönlich verletzend, - aber für seine berufliche Entwicklung wars, meint er, rückblickend, doch eine recht gute Erfahrung. Er ging nach Berlin, verlegte sich auf Wirtschaftsthemen. Seit zwei Jahren lebt Dietmar in der Ostslovakei, in einer Kleinstadt, weil ihm Berlin zu langweilig geworden war. Er schreibt über die Wirtschaftsstrukturen der sog. „Reformländer“ - und er schreibt vor allem für die Faz. Kein Problem für ihn, auch wenn es von außen wie ein Wendung um 180 Grad aussehen mag. Sein Feindbild sei auch heute noch klar umrissen: Die Arroganz der Westdeutschen gegenüber Ostdeutschland und Osteuropa. Aber die Sicht auf manches hat sich doch radikal geändert. Effizienz zum Beispiel, früher für ihn Ausdruck von Ausbeutung und Unterwerfung, heute, seit er im Osten tagtäglich erfährt, wie das System, das dort installiert war, gesellschaftliche Energie durch Ineffizienz verschleudert hat, weiß er sie zu schätzen. Oder Markt - früher ein Begriff, den er nur mit der Kneifzange angefaßt hat, aber nach der Erfahrung der Planwirtschaft hält er die Marktwirtschaft für geradezu segensreich... Diba - von Saulus zum Paulus? Er sieht mehr Kontinuität als Brüche: Wäre er ein Grüner, er würde sagen, er sei vom Fundi zum Realo geworden.
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