: Hafenlobby beschwört die Zukunft
■ SPD-Forum: Auch in Bremen haben Häfen Perspektiven
Auch in Bremen und auch auf der rechten Weser-Seite haben die Häfen eine Zukunftschance. Dieses beschwörende Fazit zogen gestern Experten der Seehafenverkehrswirtschaft bei einem Diskussionsforum der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Es komme nicht in Frage, das Hafengeschehen vollständig nach Bremerhaven zu verlagern.
Während Übersee- und Europahafen schon fast Hafenbrachen seien, hätten private Umschlagunternehmen die Mengen in Industriehafen, Holzhafen und Mittelsbürener Hafen zum Teil erheblich gesteigert, hieß es. 1996 hätten sie 75 Prozent der 14 Millionen Tonnen Güter bewegt, die in den stadtbremischen Häfen insgesamt umgeschlagen worden sind.
Jan Akkermann, Chef des Weserport, forderte den Ausbau der Oslebshauser Schleuse auf eine Tiefe von 9,50 Meter, um die Schleusenzeiten auch für größere Seeschiffe auszudehnen und mehr Ladung an die Terminals zu holen.
Nach Angaben von Rainer Müller (Gewerkschaft ÖTV) sind in den vergangenen sechs Jahren von den einst 3.000 Hafenarbeiter-Jobs zwei Drittel verlorengegangen. Dieser Trend ließe sich nur aufhalten, wenn komplexe Distributions- und Logistikaufgaben akquiriert würden, war sich die Versammlung einig. Hans-Heinrich Pöhl, Chef der im Umbruch befindlichen städtischen Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG), erneuert denn auch sein Angebot, mit privaten Partnern zu kooperieren.
Außerdem richten sich große Hoffnungen auf einen angeblich bevorstehenden Kollaps des Straßenverkehrs in Europa: Dann müßte die Küstenschiffahrt wiederbelebt werden. Bremen als südlichster deutscher Seehafen verspricht sich davon neues Geschäft.
Darum muß nach Meinung der versammelten Hafenwirtschaft eine Wachstumsoption auch im Gebiet des Europa- und Überseehafens aufrecht erhalten werden. Der Überseehafen müsse zugeschüttet werden, um 150 Hektar Gewerbefläche zu erhalten. Die Frage der Zollgrenzen um das Überseehafengebiet müsse demnächst geklärt werden, sagte Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD). Eine Flußkaje an der Weser müsse zumindest planerisch weiterverfolgt, die Mittelweser ausgebaut werden.
Außerdem müßten sich die deutschen Häfen stärker gegen die Strategie Rotterdams wehren, Europas „Main Port“zu werden, sagte Beckmeyer. Mit Hamburg liefen Gespräche über ein Zusammengehen in einer Deutschen Seehäfen AG. Der Senator mußte aber auch Kritik einstecken: Die Kajengebühren seien zu hoch, bemängelte ein Spediteur, auch treue Kunden würden so abgeschreckt. Eine Senkung der Gebühren, erwiderte Beckmeyer, sei „nachdenkenswert“. jof
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen