piwik no script img

Tue Gutes und berichte darüber

Die Landesbank Berlin errichtet ein betriebliches Umweltmanagement-System  ■ Von Volker Wartmann

Durch Kreditvergabe nach ökologischen Kriterien haben Banken bis heute selten von sich reden gemacht. Jedoch fangen einige Bankhäuser inzwischen wenigstens damit an, vor der eigenen Türe zu kehren, und versuchen, Umweltaspekte in ihrem innerbetrieblichen Handeln stärker zu berücksichtigen. Denn nicht nur im Industriesektor, auch im Dienstleistungsbereich liegen beachtliche ökologische Einsparpotentiale brach.

Als eines der ersten Bankhäuser in Deutschland hat die Landesbank Berlin (LBB) versucht, ein betriebliches Umweltmanagement-System zu etablieren. Zu der Unternehmensgruppe Landesbank Berlin gehören die Berliner Sparkasse, die Landesbausparkasse Berlin (LBS) und die Investitionsbank Berlin (IBB). In diesem Sommer hat die LBB ihren zweiten Umweltbericht vorgelegt. Der erste wurde 1995 veröffentlicht. In dem aktuellen Umweltbericht werden unter anderem der Energie- und Wasserverbrauch, aber auch das Abfallaufkommen und die Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel bilanziert.

Sowohl der Vorstand als auch einzelne Mitarbeiter und der Personalrat waren der Ansicht, daß das Thema Umwelt im betrieblichen Alltag mehr Beachtung finden müsse. Auf einer Betriebssitzung im September 1993 wurde beschlossen, dem Umweltschutzgedanken im Unternehmen einen höheren Stellenwert zuzuordnen. Dazu sollten die innerbetrieblichen Umweltschutzaktivitäten systematisch koordiniert und organisiert werden. Eine Umweltreferentin wurde eingestellt und ein betriebliches Ökoteam ins Leben gerufen. Die Mitglieder des Ökoteams sind Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen. Das Umweltreferat soll als interne und externe Anlaufstelle für Umweltfragen dienen. Es hat keine Weisungsbefugnis, sondern eine beratende, koordinierende und initiierende Funktion.

„Das Umweltbewußtsein im Unternehmen hat in den letzten vier Jahren deutlich zugenommen“, sagt Umweltreferentin Sabine Martens-Renz. „Es gibt vermehrt Vorschläge von Mitarbeitern, in einzelnen Bereichen umweltschonender zu arbeiten oder Materialien einzusparen.“

Die erste wichtige Aufgabe der Umweltreferentin und des Ökoteams war es, den aktuellen Ressourcenverbrauch im Unternehmen zu erfassen. Auf Grundlage dieser Bilanz war es möglich, die ökologischen Schwachstellen aufzuzeigen und Vorschläge für Verbesserungen zu erarbeiten. Seit Beginn ihrer Umweltaktivitäten hat die LBB ihren Ressourcenverbrauch in einigen Bereichen deutlich verringern können. So ging der Verbrauch von Büroartikeln im Zeitraum von 1993 auf 1995 um rund acht Prozent zurück. Zudem konnte das Sortiment der verwendeten Büroartikel von 1.200 auf 500 verringert werden. Dabei wurde eine Vielzahl ökologisch bedenklicher Materialien wie beispielsweise lösungsmittelhaltige Klebestoffe aussortiert. Des weiteren verzichtet man mittlerweile auf Plastikhüllen für Sparbücher, rund 375.000 Stück jährlich. Damit geht für die LBB eine Kostensenkung von 16.000 Mark einher.

Bei Geschäftsreisen ist ein deutlicher Trend vom Flugzeug auf die Bahn erkennbar, wobei die Zahl der Gesamtkilometer 1995 gegenüber 1993 um 46 Prozent reduziert werden konnte. Die Anzahl der Flugreisen ging um 35 Prozent zurück. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Bahnfahrten um mehr als das Fünffache. Der Anteil der Geschäftsreisekilometer mit der Bahn konnte in diesem Zeitraum von zwei auf acht Prozent gesteigert werden. „Die Verhaltensänderungen bei den Geschäftsreisen ergeben in diesem Bereich eine Reduktion der Kohlendioxid- und Schadstoffemissionen um rund 50 Prozent“, so Martens-Renz.

Die betriebsinterne Umweltpolitik der kleinen Schritte ist breit gefächert: Im Betriebsrestaurant wird auf Einweggeschirr, -becher und -besteck verzichtet. Bei Umbauarbeiten und Neueinrichtung von Filialen wird auf PVC bei Fußböden verzichtet, und im Bürobereich wird nur chlorfreies oder Recyclingpapier verwendet.

Dem Erfolg in einigen Bereichen stehen jedoch auch Mißerfolge gegenüber. So emittierte die LBB 1994 insgesamt 16.900 Tonnen Kohlendioxid, acht Prozent mehr als 1993. Der Hauptgrund dafür ist der Anstieg des Stromverbrauchs, der von 1993 auf 1994 um 13 Prozent zunahm. Rund zwei Drittel der gesamten Kohlendioxidemissionen der LBB sind auf den Stromverbrauch zurückzuführen. „Der Anstieg des Stromverbrauchs ist vor allem auf die technische Umrüstung der Filialen, besonders im Ostteil Berlins, zurückzuführen“, sagt Martens-Renz.

Der Papierverbrauch steigerte sich zwischen 1993 und 1995 um 23 Prozent. Der Zenit war 1994 erreicht worden. Die Diskrepanz zwischen 1993 und 1994 sieht die Umweltreferentin hauptsächlich in den genaueren Erhebungsmethoden begründet. „Für unseren ersten Umweltbericht haben wir die diversen Papierverbräuche noch mit einem Taschenrechner addiert“, so die studierte Geographin. „Aber mit zunehmender Erfahrung konnten wir auch unsere Erhebungsmethoden optimieren.“ Zwischen 1994 und 1995 nahm der Gesamtpapierverbrauch wieder um 20 Prozent auf rund 1.000 Tonnen ab. Erreicht wurde dies unter anderem durch die Umstellung der Überweisungsvordrucke auf nur ein Blatt. Abgesehen vom Umweltaspekt wurden damit die Kosten um 90.000 Mark reduziert.

Als ökologische Eckdaten im Umgang mit den Wertstoffen sind zum einen die Höhe der Verbräuche wichtig, zum anderen aber auch die Sorte. „Der Anstieg von Recyclingpapieren am Gesamtpapierverbrauch lag 1995 bei 23 Prozent und konnte im Vergleich zu 1993 um drei Prozent gesteigert werden“, sagt Martens-Renz.

Mittelfristig hält sie eine Zertifizierung nach der EG-Umweltaudit-Verordnung für erstrebenswert. Diese Verordnung sieht eine freiwillige Umweltprüfung von Unternehmen vor, die in regelmäßigen Abständen von unabhängigen externen Experten vorgenommen wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen