: Schröder-SPD steht knapp vor absoluter Mehrheit
■ Wahlumfragen sehen den SPD-Chef bei 48 Prozent / FDP macht sich ganz viel Mut
Hannover. Die niedersächsische SPD und ihr Ministerpräsident Gerhard Schröder nehmen einer neuen Umfrage zufolge Kurs auf die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl im März 1998. Wie das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von „Bild am Sonntag“unter 1.004 Wahlberechtigten in Niedersachsen ermittelte, kämen die Sozialdemokraten derzeit auf 48 Prozent der Stimmen und damit auf 3,7 Prozentpunkte mehr als 1994.
Die CDU würde den Angaben der Zeitung zufolge 2,4 Prozent einbüßen und nur noch 34 Prozent erreichen. Bündnis 90/Die Grünen könnten ihren Stimmenanteil um 1,6 Prozent auf neun Prozent steigern. Die FDP, die bei der Wahl vor dreieinhalb Jahren 4,4 Prozent erreichte, würde mit drei Prozent erneut nicht in den Landtag einziehen.
Vergangene Woche hatte bereits eine Meinungsumfrage von Infratest für die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“die Niedersachsen-SPD im Aufwind gesehen, den Erhalt der absoluten Mehrheit im Landtag allerdings in Zweifel gestellt. Dieser Umfrage zufolge käme die Partei von Regierungs-chef Schröder auf immerhin 46 Prozent (plus 1,7), die CDU auf 37 Prozent (plus 0,6), die Bündnisgrünen auf neun Prozent (plus 1,6) und die FDP auf drei Prozent (minus 1,4).
Der politische Kurs Schröders findet nach einer weiteren Forsa- Umfrage für „Bild am Sonntag“bei den Wählern volle Unterstützung. Von 1.018 wahlberechtigten Deutschen erklärten vergangene Woche zwar die meisten Befragten, daß sich die SPD besonders um die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit kümmern solle. Das Thema Kriminalität aber ist schon das zweitwichtigste für die Wähler – vor allem bei den SPD-Anhängern: 78 Prozent meinten laut Umfrage, die Sozialdemokraten sollten sich besonders dieses Problems annehmen.
Der FDP-Bundesvorsitzende der FDP, Wolfgang Gerhardt, war am Wochenende zu Gast bei den Liberalen in Niedersachsen. Seinen nicht mehr im Landtag vertretenen Parteifreunden in Niedersachsen empfahl Gerhardt für die Landtagswahl am 1. März 1998, einen „Glaubwürdigkeitswahlkampf“gegen Schröder zu führen. Der Wirtschaftsfachmann der SPD halte in seiner Politik nicht das ein, was er in Interviews verspreche.
Der FDP-Landesvorsitzende Walter Hirche warf dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Versagen vor: „Gerhard Schröder hat sieben Jahre lang das Land rückwärts geführt.“Er sei verantwortlich für 25 Milliarden Mark Schulden, die in seinen sieben Regierungsjahren angehäuft wurden.
Mit Blick auf die Bürgerschaftswahl in Hamburg, bei der die FDP am vergangenen Sonntag nur 3,5 Prozent der Stimmen erzielt hatte, sagte Gerhardt: „Lassen Sie sich auch nach der Wahlniederlage nicht beeinträchtigen.“Hirche sagte, in Niedersachsen sei die Situation besser als in Hamburg. „Wir haben mit dem Wahlkampf früher angefangen, und wir haben eine klare Koalitionsaussage, die auch angenommen wird.“In Hamburg dagegen habe es eine Koalitionsaussage zugunsten der SPD gegeben – aus rein „funktionalen Überlegungen“.
dpa
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