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In des Gründers großen Fußstapfen sind ein bißchen groß“

■ Gibt es eine AfB nach Friedrich Rebers? / Neue Spitze sieht keine Parallelen zur Hamburger Eintagsfliege Statt-Partei

Elke Kröning (50) weiß, daß sie ein schweres Erbe angetritt. Wenn die rund 600 Mitglieder der Wählerinitiative ihr im Januar die Stimme geben, wird sie als neue Landeschefin die Nachfolge von AfB- Gründer Friedrich Rebers antreten. Nach einem Schlaganfall im April war Rebers als Landesvorsitzender zurückgetreten. Ob er als Abgeordneter in die Bürgerschaft zurücckehrt, ist fraglich.

„Die Fußstapfen sind ein bißchen groß“, gibt Elke Kröning unumwunden zu. Als künftige Landeschefin liegt die Zukunft der Wählerinitiative in ihren Händen. Sie müßte verhindern, daß mit Rebers auch die AfB abtritt. Ein schwieriges Unterfangen, nachdem die Suche nach einem populären Spitzenkandidaten gescheitert ist.

Rebers war das Zugpferd der AfB. Der ältere Herr mit Perle im Schlips war kein politischer Kopf, sondern ein Sympathieträger. 18 Ehrenämter ließen den ehemaligen Sparkassen-Vorstand die Hände unzähliger BremerInnen schütteln. Während der Präsident der Bürgerparktombola mit einem Bauchladen Lose in der Fußgängerzone verkaufte und Stimmen fing, erledigten seine Mitstreiter die politische Arbeit. Sein Bekanntheitsgrad zahlte sich für die AfB auch in barer Münze aus: Rund 400.000 Mark Spenden sammelte Rebers für die Wählerinitiative und stopfte damit das Loch von etwa 520.000 Mark, das der Wahlkampf in die Kasse der AfB gerissen hatte.

„Er hat entscheidenden Anteil an dem Erfolg der AfB gehabt“, sagt Andreas Lojewski, der nach dem Streit um Rebers Nachfolge zum geschäftsführenden Fraktionssprecher gekürt werden soll. „Der Umkehrschluß, daß alles aus ist, wenn Rebers nicht mehr dabei ist, ist unzulässig.“Das sieht auch Elke Kröning so. „Wir müssen die Wähler über die Themen erreichen, das muß von der Person unabhängig sein.“Den Vergleich mit der Hamburger Statt-Partei will sie sich nicht länger gefallen lassen: „Wir fühlen uns nur für Bremen verantwortlich und haben nicht wie die Statt-Partei den Ehrgeiz, uns bundesweit auszudehen.“

Die Statt-Partei trat – genau wie die AfB – an, um den Parteienfilz zu entwirren. Doch außer ihrer diffusen Wut auf die etablierten Parteien hatten die Politikverdrossenen um den CDU-Rebellen Markus Wegner wenig zu bieten: „Die erhebliche Programmlosigkeit ist unser Program“(Wegner). Außerdem setzte die Statt-Partei auf blutige Politlaien, die durch ihre Naivität erschreckten. Zahllose Parteiquerelen, die vor Gericht ausgetragen wurden, gaben der Statt-Partei den Rest. Die Saison-Sieger von 1993 regierten in Hamburg mit der SPD nur eine Legislaturperiode.

Die AfB setzte auf SPD-Abtrünnige, für die Politik kein Neuland war. Lojewski war vor seinem Übertritt zur AfB 26 Jahre in der SPD, Kröning 25 Jahre. Den Streit um die Rebers-Nachfolge entschieden die Kontrahenten nicht vor Gericht, sondern im „Fleet“, einer Kneipe in der Böttcherstraße. Aber reicht das, um die Wähler ein zweites Mal zu überzeugen? Die AfB hat sich in der Bürgerschaft in letzter Zeit auffällig oft enthalten. Zuletzt bei der Wahl des Wirtschaftssenators Josef Hattig (CDU).

Natürlich sei es für die AfB schwer, ihr Profil im Schatten einer Großen Koalition zu schärfen, räumt Kröning ein. Der Untersuchungsausschuß, der die Mißstände in der JVA Oslebshausen aufklären soll, sei u.a. eine Chance, sich zu profilieren, hoffen Kröning und Lojewski, der Vorsitzender des Ausschusses ist. Eine Hoffnung, die sich als trügerisch herausstellen könnte. Die typischen AfB-Wähler, Männer im Alter von 45 bis 60 Jahren, haben der AfB ihre Stimme 1995 nicht gegeben, weil sie sich für liberalen Strafvollzug eingesetzt sondern, weil sie „Arbeit für Bremen“versprochen hatte. kes

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