: Kein Deus in der Machina
■ Theater ohne Ende: Der ehrenwerte Mares fragt, wer denn nun die Verantwortung für die defekte Staatsoper-Maschinerie trägt
Die Ober- und Untermaschinerie der Hamburgischen Staatsoper bewegt sich nicht – zumindest nicht so, wie sie es sollte. Zwölf Jahre nach Beginn der Renovierung bewegt dies wiederum den CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Rolf Mares. Darum stellte er eine Große Anfrage an den Senat, wer denn beim Bau geschludert habe. Über die Antwort war er so unzufrieden, daß er seinen Unmut gestern bei einer Pressekonferenz öffentlich machte: Wem ist für dieses Mißmanagement nun eigentlich der Schwarze Peter zuzuschieben?
Fakt ist, daß sieben Partner am Umbau beteiligt waren: Die Baubehörde als Bauherr, das Ingenieurbüro Pinck als dessen Planer, die Kulturbehörde als Bedarfsträger, das Amt für Arbeitsschutz und die technische Aufsicht als Sachverständige, die Firma Tingsfeldt als Ausführende und die Oper als Nutzerin. Deren Geschäftsführer waren damals, als die Instandsetzung der Obermaschinerie beantragt wurde, Rolf Liebermann und – Rolf Mares. Der streitet heute ab, bei der Auswahl der ausführenden Firma einbezogen worden zu sein: „Wir wurden gar nicht gefragt.“Er gibt allerdings zu, nicht gegen die Firma Tingsfeldt gewesen zu sein, obwohl diese vorher nie ein Opernhaus mit solchen Anlagen ausgestattet hatte. Für die Kulturbehörde stellte deren Pressesprecher Ingo Mix klar: „Die Oper hatte ein Mitspracherecht von Anfang an. Die Zahlungen für den Umbau erfolgten erst nach der Bestätigung der Oper, daß alle Anlagen einwandfrei funktionieren.“
Wer muß nun die Nachbesserungen der Maschinen – geschätzte Kosten: sechs Millionen Mark – verantworten? Die Firma Tingsfeldt ist inzwischen inKonkurs und kann nicht mehr belangt werden. Die Kulturbehörde ist erst seit 1995 Bauherrin. Fest steht, daß auch die Oper einen Teil der Verantwortung tragen muß. So wurden zum Beispiel die Bodenbeläge im Unterboden erneuert. Dabei achtete niemand darauf, daß die rauhere Oberfläche die Schleppkabel, die die Kulissen bewegen sollen, mehr verschleißt und damit die Funktionstüchtigkeit beeinflußt wird. Die CDU-Bürgerschaftsfraktion forderte jetzt Akteneinsicht.
Die Einsicht, daß ihm selbst vielleicht auch einige Schnitzer unterlaufen sind, wird Mares dort bestimmt nicht finden.
Eberhard Spohd
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