: Kitas im Jahrzehnt des Sparens
■ Der Jugendhilfeausschuß hate seine Entscheidung über eine neue Behinderten-Integration in den Kitas vorerst vertagt
300 ErzieherInnen im rappelzappelvollen Bonhoeffer-Gemeindehaus: Herausgelockt aus ihren bunten Kita-Häusern hatte sie am Mittwoch graue Theorie. Zur Diskussion stand das vielgeschmähte Konzept von Heide Rose aus Bremens Sozialbehörde, die die Integration von verhaltensauffälligen Kindern neustrukturieren will. Blaß saß sie und verbindlich vor der großen TherapeutInnenschar und verteidigte ihre Vorschläge. Diese aber wurden gestern vom Bremer Jugendhilfeausschuß vertagt.
Die 28 Millionen Mark Integrationshilfen würden „im Wildwuchs“ verteilt, findet die Bremer Sozialbehörde – Steuerung, Controlling, Evaluation seien vonnöten. Begriffe aus dem modernen Verwaltungsmanagement, konkret: Schwierige Kinder sollen ihren Hilfeplan nicht mehr in aufwendigen Konferenzen gestrickt und bezahlt bekommen – die Gelder sollen lieber die Kitas kriegen: Als feste Sätze fürs therapeutische Personal. Auf diese Weise könnte auch der 28-Millionen-Topf für die Integration zugedeckelt werden – aber „liebe Heidi, Qualitätssicherung und Budgetierung sind nun mal Wörter aus dem Jahrzehnt des Sparens“, sagte freundlich am vergangenen Mittwoch Bremens Integrationsprofessor Georg Feuser (vgl. das Interview auf Seite 21) an seine ehemalige Mitstreiterin gewandt. „Gerade mal zwei Wochenstunden Betreuung mehr“ für eine „qualifizierte Regelgruppe“ in der künftig verhaltensauffällige Kinder unterkommen sollen, errechnete Personalrat Rainer Müller von den Städtischen Kindergärten denn auch: „In Zeiten wie diesen sollte man auf Rechtsansprüche nicht verzichten.“ Dazu würden insbesondere die Hilfskonferenzen gehören, die jedem auffälligen Kind zustehen. Daß diese qua Konzept ohne Nennung eines Ersatzes abgeschafft werden sollen, war gestern mittag im Jugendhilfeausschuß der Bürgerschaft denn auch einer der Gründe, weshalb das Rose-Konzept als noch nicht reif genug für eine Verabschiedung gehalten wurde. Die Entscheidung wurde vertagt, jetzt gibt's im April erst einmal eine Anhörung zum Thema. Dem hätte auch das Gros der ErzieherInnen – am Mittwoch Beifall geschenkt. ritz
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