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Die Brücke über die Neretva

Stari Most, die alte Brücke, gab Mostar den Namen. 1566 von dem Türken Hajrudin erbaut, verbindet sie die Altstadt auf dem östlichen Ufer mit der Neustadt.

Der 28 Meter lange und 20 Meter hohe Brückenbogen trotzte 427 Jahre lang Kriegen und Katastrophen, überstand ab 1992 Angriffe der jugoslawischen Armee und einige Monate lang den Beschuß durch kroatische Miliz.

Am 9. November 1993 bringenPanzer das Weltkulturerbe zum Einsturz – kroatische Soldaten schießen jubelnd in die Luft. Angeblich hatten ihnen Architekten erklärt, auf welche Steine sie zielen müssen. Die Barbarei löste weltweit Empörung aus. 1994 rief die Unesco zum Wiederaufbau auf. Anfang 1995 bauten spanische UN-Soldaten eine Behelfsbrücke. Die ungarische Armee barg 456 Steinblökke. Unesco und Weltbank starteten ein Projekt zum Wiederaufbau der Brücke.

Die „Stari-Most-Foundation“ schätzt die Kosten für die Restaurierung auf fünf Millionen Dollar.

Der Krieg ruinierte ihr Land: Vor 1992 erwirtschafteten die 4,3 Millionen Bosnier ein Nationalprodukt von 8,3 Milliarden US-Dollar. 1995 waren es noch 2 Milliarden, bei Auslandsschulden von 3,2 Milliarden. Das Pro-Kopf-Einkommen fiel von 1.900 auf 500 Dollar. Um Bosnien wieder aufzubauen, bilden nun 45 Länder und 30 Organisationen unter Führung der Weltbank und der Europäischen Union eine Geberkoalition, die ca. 1,2 Milliarden US-Dollar pro Jahr aufbringt, für 1999 wurden 1,05 Milliarden Dollar zugesagt. Wer weiß, wieviel tatsächlich ankommt?

Sich selbst vergessen die Helfer jedenfalls nicht: Der EU-Beauftragte für Bosnien, Carlos Westendorp, hat ein Gehalt von 46.000 Mark – im Monat. Martin Ebner

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