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Wie die Eichhörnchen

■ Karens KochKunst - die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 14: Sammel- und Vorratstrieb bei Mensch und Tier

Eichhörnchen werden jetzt ganz schön aktiv. Wie wild vergraben sie nussige Funde im Boden, um im Winter darauf zurückgreifen zu können. Das Anlegen von Vorräten gehört zum biologischen Programm der Tiere, zum eigenen Überleben wie für den Erhalt der Natur. Vorräte anzulegen war früher für Menschen selbstverständlich, um im Winter über die Runden zu kommen. Erst in den Tagen der Supermärkte hat sich dieser Hamstertrieb mehr und mehr gelegt, schließlich ist alles jederzeit verfügbar in unserem „land of plenty“.

Nun wird seit einiger Zeit ein Ausnahmefall diskutiert: Zum Jahreswechsel, wenn die Computer verrückt spielen, soll das auch die Supermärkte treffen, die nach einer computergesteuerten Logistik beliefert werden. Aus Sorge vor eventuellen Nahrungsengpässen hört man deshalb Leute schon von Millenniums-Vorräten sprechen.

Vielleicht auch ein Grund, obschon nicht der vorrangige, um die aromatischsten Früchte der diesjährigen Ernte ins Glas zu bannen: Wer kann schon auf dem Markt an üppigen blauglänzenden Stapeln von Pflaumen, rotwangigen Birnen, tiefdunklen Brombeeren, gelben Quitten oder Holunderbeeren vorbeigehen, ohne das eine oder andere Kilo nach Hause zu tragen?

Um der daraus resultierenden Obstkur zu entkommen, sollte man geeignete Gläser heraussuchen, und los gehts ans Eingemachte: Keine Marmelade schmeckt so gut wie die selbstgekochte. Wer damit erst mal anfängt, ist als KonsumentIn industriell gefertigter Konfitüren verloren und wird als LieferantIn süßer Überraschungen außerdem immer häufiger zum Brunch geladen.

Marmelade kochen geht ganz einfach – spezieller Gelierzucker machts möglich. Und durch den genialen 2:1-Gelierzucker schmeckt sie auch nach Frucht, nicht nur nach Zucker. Ganz wichtig, damit die Schätze sich halten: Die verwendeten Gläser müssen sauber sein – am besten vor dem Füllen mit kochendem Wasser ausspülen – und gut schließen. Twist-off-Gläser, also fast alles von Rotkohl bis zum vegetarischen Brotaufstrich, sind besonders dicht und machen die Konfitüren haltbar.

Beim Kochen gibt es wenig zu beachten: Ein hoher Topf ist prima, weil Zucker hochkocht. Die Kochzeit sollte unbedingt eingehalten werden, sonst bleibt die Marmelade flüssig: 4 Minuten von dem Zeitpunkt an, wenn die Masse auch unter Rühren sprudelnd kocht.

Bei den Geschmackskombinationen kann sich jedeR nach Wunsch austoben. Das nebenstehende Rezept ist zwar Spitzenreiter in der privaten Beliebtheitsskala, aber statt Orangen könnte man auch Ingwer, Vanille, Lebkuchengewürz oder Muskatnuss verwenden, den Alkohol weglassen oder austauschen, andere Früchte nehmen oder verschiedene Sorten mischen (etwas Besonderes: je 300 g Brombeeren und Birne und 200 g Holunderbeeren). Das Ergebnis ist immer köstlich. Sollte es mal nicht so perfekt werden, schmeckt es als Sauce zum Dessert oder in Naturjoghurt gerührt trotzdem. Ganz nebenbei produziert man damit erste Weihnachtsgeschenke und legt einen Vorrat an – da kann er ja ruhig kommen, der millennium bug.

Keine Fragen zum Thema offen lässt das Buch Augenschmaus & Gaumenfreude (Oded Schwartz, BLV, 192 S., 59,90 Mark).

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