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Pam Grier

Aus ihrem undogmatischen Feminismus machte Pam Grier nie einen Hehl. „Ich hatte das Glück, zu Beginn der Frauenbewegung entdeckt zu werden. Die Frauen der Siebzigerjahre wollten nicht mehr verheiratet sein, nur um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden“, sagte sie in einem Interview im Zeit-Magazin. Die Actionheldinnen, denen sie Gestalt verlieh, seien „starke Frauen, die ihre Weiblichkeit trotz ihres gerechten Zorns nicht verlieren. Es war okay, sich zu wehren.“

Pamela Suzette Grier kam am 26. Mai 1949 im US-Bundesstaat North Carolina zur Welt. Sich zu wehren lernte sie nach eigener Aussage in einer Ghettoschule in Denver, wo sich die Kids mit Glasmurmelsäcken prügelten. Schon damals liebte sie Actionfilme. Mit achtzehn ging sie nach Hollywood; ein Agent bot ihr fünfhundert Dollar für eine erste Rolle in einem Blaxploitationmovie an, einem Actionfilm mit afroamerikanischer Besetzung.

Pam Grier sagte zu, und der Weg zur schlagkräftigen Actionheldin, zur Blaxploitationheroine war geebnet. Afrolook, enge Blusen und ausgestellte Hosen, der zierliche Revolver gehörten zu ihren Markenzeichen. Die Filme hießen: „Women in Cages“, „Black Mama, White Mama“ (beide 1972) oder „Scream, Blacula, Scream!“ (1973) – billig produzierte Actionreißer, die mit viel Gewalt und viel Sex ein vornehmlich männliches, junges afroamerikanisches Publikum an die Kinokassen locken sollten. Zugleich waren sie aber auch die ersten Filme, die starke schwarze Figuren jenseits gängiger Hollywoodklischees einführten und relativ unverblümt die desolaten Zustände in den innerstädtischen Wohnvierteln verhandelten.

Als Krankenschwester Coffy in Jack Hills gleichnamigem B-Movie fand Grier 1973 dann zu dem Figurentypus, für den sie berühmt werden sollte: zu der starken Heldin, die den Männern in jeder Hinsicht gewachsen, wenn nicht überlegen ist. Sie verkörperte das weibliche Pendant des männlichen Actionstars, führte ihre Stunts selbst aus und wurde rasch zur Sympathieträgerin sowohl für die afroamerikanische Bevölkerung als auch für weiße Feministinnen.

Mit dem Abklingen der Blaxploitationära wurde es ruhig um Pam Grier. Seit Mitte der 90er ist sie wieder häufiger auf der Leinwand zu sehen, etwa in John Carpenters „Flucht aus L. A.“ und Tim Burtons „Mars Attacks!“ (beide 1996). Ein fulminantes Comeback gelang ihr ein Jahr später, als Quentin Tarantino ihr die Hauptrolle in „Jackie Brown“ auf den Leib schrieb. Cristina Nord

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