: Chancen kosten Geld
Sozialbehörde stellt Aktionsprogramm vor, mit dem mehr behinderte Menschen Arbeit finden sollen ■ Von Sandra Wilsdorf
Viele Hamburger Unternehmen zahlen lieber, als einen Behinderten einzustellen. 33 Millionen Mark kommen jedes Jahr in den Topf der Ausgleichszahlungen, in den jedes Unternehmen zahlen muss, das mehr als 16 Mitarbeiter hat und keinen Behinderten beschäftigt. Diese Mentalität soll sich ändern, und deutlich mehr der 26.000 Schwerbehinderten in Hamburg sollen Arbeit finden.
Die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales stellte gestern das Aktionsprogramm „behinderte Menschen machen einen guten Job“ vor. Es soll sieben Jahre laufen und wird jedes Jahr mit drei Millionen Mark von Stadt, Europäischer Union und aus dem Topf der Ausgleichszahlungen ausgestattet. „Das Programm bindet wichtige Akteure der Arbeits-, Wirtschafts-, und Sozialpolitik in gemeinsamer Verantwortung für die erfolgreiche Integration behinderter Arbeitnehmer ein“, sagte Sozialsenatorin Karin Roth.
Unternehmensverbände, Gewerkschaften, Reichsbund und Behörde haben sich dafür an einen Tisch gesetzt. Herausgekommen ist unter anderem, dass Unternehmen besser über die Einsatzmöglichkeiten von Behinderten aufgeklärt werden müssen. Dafür soll das Call Center, das seit Mai 1999 Hamburger Betriebe im Auftrag des Arbeitsamtes informiert, entsprechend ausgebaut werden. Darüber hinaus bekommen Zeitarbeitsfirmen, neue Unternehmen oder Betriebe mit weniger als 16 Mitarbeitern bis zu 12.000 Mark für einen eingestellten Behinderten.
Auf einem zweiten Aktionsfeld sollen behinderte Menschen aus- und weitergebildet. „Gerade die neuen Medien bieten hier große Chancen“, sagt Claus Kemmet von der Landesvereinigung der Unternehmensverbände. Außerdem sollen im kommenden Jahr mindestens 80 Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen an speziellen EDV-Systemen geschult werden.
Der dritte Aspekt ist eine Kooperation der Werkstätten für Behinderte mit Betrieben. Dabei soll es persönliche Assistenten geben, die den Behinderten durch den Arbeitstag begleiten und ihm immer da helfen, wo er alleine nicht mehr weiterkommt.
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