Wie wird 2001, Herr Ruch?

Hat die taz das Schlimmste überstanden? Was kommt jetzt? Geschäftsführer Kalle Ruch zur Lage

von KALLE RUCH

Im Sommer 2000 drohte der taz die bilanzielle Überschuldung und damit der Konkurs. Eine Neubewertung ihrer Grundstücke hatte einen um 1,7 Millionen Mark geringeren Wert erbracht. Aber nicht nur schlechte Bilanzen, in denen sich Verluste aus zwei Jahrzehnten kumulieren, sondern auch anhaltende Auflagenverluste und schlechte Betriebsergebnisse über den Sommer zwangen zum drastischen Handeln.

Mitte September wurden Sparmaßnahmen für das letzte Quartal beschlossen. Die Sommerseitenreduzierung wurde bis in den tiefen Winter verlängert, die Mitarbeiterinnen mussten auf Essenzuschüsse verzichten und frei werdende Stellen wurden nicht besetzt. Zugleich mit dem Sparprogramm kam der Aufruf „taz muss sein“. Mit dem Ziel: 50.000 Abos zu erreichen.

Wie ist die Lage?

Was erwartet uns in diesem Jahr? Das Überschuldungsproblem der taz wird sich zum Bilanzstichtag 31. 12. 2000 leicht verbessern. Der Jahresverlust 2000 wird unter 1 Million Mark, der Kapitalzufluss deutlich über 1 Million Mark liegen. In Höhe von 1,829 Mio. Mark wurden im Jahr 2000 Genossenschaftsanteile gezeichnet.

Ziel der Wirtschaftsplanung für das Jahr 2001 ist ein mindestens ausgeglichener Haushalt, so dass keine weiteren Verluste kumuliert werden.

Vorstand und Aufsichtsrat der taz haben sich im Dezember mit der Planung für das Jahr 2001 befasst, aber noch keinen Wirtschaftplan endgültig beschlossen. Dies bleibt der nächsten Sitzung Mitte Februar vorbehalten. Bis dahin werden auch die absehbaren Papierpreiserhöhungen, die derzeit noch das größte Kostenrisiko ausmachen, bekannt sein.

Die Aboauflage wird in den ersten Wochen des Jahres auf über 48.000 bezahlte und belieferte Einzelabonnements steigen. Das sind 6.000 Abos mehr als zu Beginn der Kampagne. Das freut uns, ist aber noch keine ausreichende Grundlage für einen ausgeglichenen Haushalt im Jahr 2001. Denn: Ein Teil der neu gewonnenen Abonnements ist zeitlich befristet (12 Wochen).

Wir müssen damit rechnen, dass diese nicht verlängert oder durch neue Abonnements ersetzt werden. Gezählt werden immer nur die Abos, die tatsächlich beliefert und bezahlt werden. So reduziert sich die Anzahl belieferter Abos und damit der Erlöse in den Zeiten diverser Ferien durch Lieferunterbrechungen um bis zu 4.000. (Freundlicher Hinweis an alle Abonnenten: Lassen Sie doch lieber den Nachbarn Ihre taz lesen, wenn Sie im Urlaub sind.)

Für den Haushalt 2001 planen wir unter Einbeziehung dieser Bewegungen mit durchschnittlich 45.323 Abonnements. Die Kostenentwicklung wird im Jahr 2001 vor allem durch stark steigende Papierpreise negativ beeinflusst. Trotzdem haben wir uns dazu entschlossen, den Seitenumfang der Wochenendausgabe (ab heute) wieder zu erhöhen. Damit kann das redaktionelle Schwerpunktkonzept an jedem Tag wieder uneingeschränkt umgesetzt werden. Trotz der damit verbundenen Kosten haben wir uns dazu entschieden, weil wir den jetzt so zahlreichen Abonnenten jeden Tag die möglichst beste taz bieten möchten, um sie auch ja von jedem Gedanken einer Abokündigung abzuhalten.

Die Essenmarken für die taz-MitarbeiterInnen werden ab Januar wieder ausgegeben. Allerdings sind Wiederherstellung des Seitenumfangs und die Essenzuschüsse vorerst nur für das erste Halbjahr beschlossen, weil sie gegenwärtig auch nur für diesem Zeitraum finanzierbar sind.

Mit einer Reduzierung der Personalkosten kann trotzdem für das Jahr 2001 gerechnet werden, weil gegenüber dem Vorjahr zehn Personalstellen weniger eingeplant sind.

Von einer weiteren positiven Aboentwicklung wird es abhängen, ob im Jahr 2001 überhaupt geringfügige zusätzliche Gestaltungsspielräume möglich sind.

Wir stellen um

So gibt es durch Kooperation mit einer großen überregionalen Tageszeitung in weiteren Städten und Regionen die Möglichkeit der Umstellung der taz-Zustellung vom Postvertrieb auf morgendliche Trägerdienste.

Wir wissen, dass die AbonnentInnen diesen Service zu Recht von uns erwarten können – und wir wollen ihn auch möglichst allen bieten. Allerdings ist das mit erheblichen Mehrkosten verbunden. In Köln werden wir diesen Schritt trotzdem schon ab 15. Januar gehen und 1.100 Abonnements umstellen.

Das ist ein guter Einstieg in das neue Jahr.