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Tödlicher SEK-Einsatz in einem Supermarkt

Das Spezialeinsatzkommando der Polizei schießt in belebter Lichtenberger Kaufhalle auf einen Räuber. Polizei soll zuvor gezielten Tipp erhalten haben

von SABINE AM ORDEund WIBKE BERGEMANN

Das Spezialeinsatzkommando (SEK) der Berliner Polizei hat am Montagabend erstmals einen Menschen tödlich verletzt. In einem Supermarkt in Lichtenberg schoss ein SEK-Beamter auf einen Räuber und verletzte ihn so schwer, dass er kurz darauf im Krankenhaus starb. Das bestätigte gestern ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Das SEK besteht seit 1973.

Der Einsatz führte zu diesem blutigen Ende, obwohl die Polizei gewarnt war und extra ihre Spezialisten für brenzlige Situationen in den Einsatz schickte. Zum Tatverlauf war gestern von den offiziellen Stellen wenig zu erfahren. Nach den spärlichen Angaben der Staatsanwaltschaft gelangten gegen 19 Uhr mehrere Täter in den Extra-Supermarkt am Anton-Saefkow-Platz. Kurze Zeit später fielen die Schüsse. Neben dem Getroffenen überwältigten die Polizisten mindestens zwei weitere Tatverdächtige und nahmen sie fest.

Gegen den mutmaßlichen Schützen der Polizei wurde ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Leiche des Getöten werde obduziert. Erst danach können man sagen, wo der Mann getroffen wurde, erklärte der Sprecher. Auch sei noch unklar, wer zuerst geschossen habe. Offenbar wurden keine weiteren Menschen verletzt. Weitere offizielle Angaben wurden gestern nicht gemacht. Erst für heute Vormittag haben Polizei und Staatsanwaltschaft eine gemeinsame Pressekonferenz angesetzt.

Nach unbestätigten Angaben soll die Polizei einen gezielten Tipp bekommen haben, dass ein mehrfach vorbestrafter Räuber den Überfall plane. Während im Markt reges Einkaufstreiben herrschte, sollen drinnen und draußen die SEK-Beamten stundenlang auf die Täter gewartet haben. Als diese eintrafen, forderten die Beamten sie im Vorraum des Markts auf stehen zu bleiben. Dann fielen die Schüsse.

Gestern erinnerte nur noch ein Einschussloch in einer Außenscheibe des Geschäftes an den Überfall. Durch die Glastüren daneben gelangt man in den kleinen Vorraum. Darin befindet sich ein Bäckereistand. Die Türen in den eigentlichen Markt sind unbeschädigt.

Die Verkäuferin, die am Montag an der Brottheke gearbeitet habe, sei krankgeschrieben und stehe unter Schock, berichtete gestern ihre Kollegin. Ein Kunde habe ihr am Morgen von dem Überfall berichtet, dessen unfreiwilliger Zeuge er wurde. Er habe sich zu Boden geworfen, als der erste Schuss fiel, so die Verkäuferin. Dort sei er liegen geblieben, bis die Polizei ihn durchsuchte – sie hielt ihn für einen Mittäter. Die Mitarbeiter des Markts wollten sich gestern ebenso wenig öffentlich äußern wie die Metrokonzernleitung, zu der die Supermarktkette gehört.

PDS und Grüne haben gestern eine schnelle Aufklärung der Umstände des Polizeieinsatzes gefordert. „Ich erwarte, dass darüber im Innenausschuss berichtet wird“, sagte der grüne Innenexperte Wolfgang Wieland. Der PDS-Abgeordnete Steffen Zillich wundert sich besonders über das Einsatzkonzept der Polizei: „Wenn es stimmt, dass die Polizei den Räubern eine Falle gestellt hat, dann ist zu klären, wie es zu einer Schießerei kommen konnte, die eine erhebliche Gefährdung Unbeteiligter bedeutete.“

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