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Zündelnder Priester

Das Oberhaupt der rumänisch-orthodoxen Kirche soll 1941 an Pogromen gegen Juden beteiligt gewesen sein

BERLIN taz ■ Kurz vor dem 60. Jahrestag der so genannten Legionärsrebellion (21. – 23. Januar 1941) entdeckte ein rumänischer Historiker im Geheimdienstarchiv ein brisantes Dokument. Daraus geht hervor, dass der Patriarch der rumänisch-orthodoxen Kirche Teoctist an den antijüdischen Ausschreitungen im Januar 1941 teilgenommen hat. In dem von der früheren Securitate 1950 angefertigten internen Papier wird das jetzige Oberhaupt der orthodoxen Kirche als zündelnder „Legionär“ beschrieben, der mit anderen Gesinnungsgenossen eine Bukarester Synagoge in Brand gesetzt haben soll.

Die „Legion des Erzengels Michael“ war zwischen den Weltkriegen eine der mitgliederstärksten faschistischen europäischen Organisationen. Die ultranationalistische Ideologie dieser militant antisemitischen und minderheitenfeindlichen Organisation basierte auf fundamentalistisch-orthodoxen Überzeugungen. Deshalb gehörten der „Legion“ auch zahlreiche Priester an. Nach der Machtergreifung des militärfaschistischen Diktators Antonescu 1940 wurde Rumänien zum „national-legionären Staat“ erklärt. Bei einem Putschversuch gegen Antonescu im Januar 1941 wüteten die Legionäre im jüdischen Viertel von Bukarest, plünderten Geschäfte, zündeten die Synagoge an und ermordeten Unschuldige.

Antonescu gelang es, den Putschversuch niederzuschlagen und seine nationalistische Diktatur zu konsolidieren. Die bis dahin in der Legion aktiven orthodoxen Priester wurden während des so genannten heiligen Krieges gegen die Sowjetunion zur Bewährung an die Front abkommandiert oder zur Missionierung der „bolschewistisch-atheistischen“ Bevölkerung in dem besetzten Gebiet zwischen Dnjestr und Bug eingesetzt. Hier errichtete Antonescu seine eigenen Konzentrationslager, in denen mehr als 400.000 Juden starben. Die Kirche unterstützte damals auch den Plan Antonescus, Angehörige „neoprotestantischer Sekten“ zu deportieren.

In einer lakonischen Stellungnahme des Pressebüros der orthodoxen Kirche werden die Vorwürfe gegen den Patriarchen als eine „einfache Erfindung“ bezeichnet. Rumänische Zeitungen hingegen zitierten mehrere Historiker, die die Authentizität des umstrittenen Dokuments nicht anzweifeln und die Legionärsmitgliedschaft des Patriarchen bestätigen. WILLIAM TOTOK

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