Geldgigant baut um

Deutsche Bank verdient 2000 knapp fünf Milliarden Euro und teilt sich in Personal Banking und Investmentbank. 2.600 Jobs weltweit bedroht

aus Frankfurt KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Der Gigant verändert sich auf solider Basis. Mit 4,95 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern erzielte die Deutsche Bank im Jahr 2000 „das beste Ergebnis ihrer 130 Jahre alten Geschichte“, wie Vorstandssprecher Rolf E. Breuer gestern in Frankfurt stolz verkündete. Das sind 102 Prozent mehr als noch 1999; und die Aktionäre dürfen sich auf eine Dividende von 1,30 Euro pro Aktie freuen.

Wie bisher schon spülte der Geschäftsbereich globale Unternehmen und Institutionen auch im vergangenen Jahr das meiste Geld in die beiden Speicher an der Taunusanlage: fast 60 Prozent der Gewinnsumme. Doch die größte Zuwachsrate weist – ganz überraschend – der Konzernbereich Privat- und Geschäftskunden auf. Das Ergebnis dort vor Steuern konnte im Vergleich mit dem Vorjahr auf knapp eine Milliarde Euro mehr als vervierfacht werden (plus 356 Prozent). Und warum? Die Bank 24 unter dem Dach der „virtuellen Holding Deutsche Bank“, so Breuer, schreibe inzwischen „erfreuliche schwarze Zahlen“. Die Investitionen in „E-Commerce-Projekte“ hätten sich gelohnt.

Tatsächliche vermeldet die Bank 24 schon sein Monaten enorme Zuwachsraten beim „Direct-Banking“; und da ganz besonders im Segment „E-Brokerage“. Die Neustrukturierung jetzt soll gerade dieser Entwicklung Rechnung tragen, sagte Breuer gestern. Noch vor Jahresfrist war das, was bei der Deutschen Bank ab sofort unter „Private Clients and Asset Management (PCAM)“ firmiert, allerdings eher das Sorgenkind der Banker vom Main. Filialen der Deutschen Bank sollten eingestampft und Privatkunden mit einem „schlappen“ Vermögen von unter 100.000 Mark von der Deutschen Bank weg und hin zur „Billigbank 24“ gedrängt werden. Alles Schnee von gestern. „Personal Banking“ ist wieder angesagt. Und die Deutsche Bank, die beim Investment-Banking schon die Nummer zwei in der Welt ist, hat ihre eigenen Privatkunden ab sofort wieder (fast) so lieb wie die – vornehmlich jungen – der Bank 24. Elektronisches „Banken“ müsse noch ausgebaut werden.

Denn nur so können noch Filialen aufgelöst und Beschäftigte „freigesetzt“ werden. Bis 2003 sollen weltweit bis zu 2.600 Mitarbeiterstellen verloren gehen, davon mehr als die Hälfte in Deutschland.

Die Privatkunden dagegen finden sich alle vereint wieder unter dem Dach von PCAM. Da kümmert sich Breuer als frisch gebackener PCAM-Vorsitzender allgemein ganz persönlich drum; und speziell das Konzernvorstandsmitglied Lamberti. Dort, beim Kunden, sagt Breuer, sei nämlich „die Front“. Der kundenorientierten Gruppe (PCAM) zugeordnet ist noch das „Private Banking“ und das „Asset Management“. Und wenn dort etwas schief laufen sollte, könnten die gerade ernannten Bereichsverantwortlichen, die Vorstandsmitglieder Philipp (Asset Management) und von Heydebreck (Private Banking), „mit Ohrzupfen“ schnell abgestraft werden, so Breuer süffisant.

Der zweite Unternehmensbereich neben dem PCAM wird die CIB: Corporate and Investment Bank. Da geht es um das ganz große Geld. Die Geschäftsfelder dort benannte der im Übermaß zu Anglizismen neigende Breuer mit „Sales and Trading, Corporate Finance and Transaction Banking“. Bei CIB sollen also Unternehmen und Institutionen betreuen: „vom Mittelstand bis zum multinationalen Konzern“ (Breuer). Zum Vorsitzenden von CIB ernannte der Konzernvorstand Josef Ackermann, den designierten Nachfolger von Breuer.

Von der Neugliederung des Konzerns verspricht sich Breuer Synergieeffekte in Höhe von 1,5 Milliarden Euro netto. Doch das neue Konzept sei „kein Rationalisierungstrick“, sondern ein „gezielt kundenorientiert aufgebautes Zukunftsprogramm“. Die Transparenz werde erhöht. Und im Management würden „deutliche Verantwortlichkeiten“ geschaffen. Breuers Ziel bis zu seinem Abgang 2002: 15 Prozent mehr Gewinn nach Steuern. Das sei realistisch – vor allem mit Blick auf die Steuerreform. Ein Lob für die Bundesregierung? Ja. Die Konjunktur hier sei „robust“, sagte Breuer auch. Die in den Staaten wohl nicht mehr. Da könnte einem vielleicht doch noch „der Himmel auf den Kopf fallen“ (Breuer).