: Die Stiftung will Zumthor
Stiftung „Topographie des Terrors“ hält geforderte Einsparungen bei der NS-Gedenkstätte für unrealistisch. Absage auch an Alternativpläne. Politischen Entscheid für Zumthor-Entwurf verlangt
von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Die Stiftung „Topographie des Terrors“ hat sich gegen einen neuen Entwurf für das NS-Dokumentationszentrum ausgesprochen. Die umstrittene Planung des Schweizer Architekten Peter Zumthor für das Ausstellungsgebäude gegenüber dem Abgeordnetenhaus müsse nach Ansicht der Stiftung realisiert werden, auch wenn der Bau teurer würde als vorgesehen. Überlegungen, das „Gebäude zur Disposition zu stellen“, seien auch darum grotesk, sagte Gabriele Camphausen, geschäftsführende Direktorin der Topographie des Terrors, weil für das Projekt bereits 30 Millionen Mark an Baukosten und vertraglich festgelegten Aufwendungen zu Buche schlagen. Zugleich fordert die Stiftung eine „politische Entscheidung“ zugunsten des mittlerweile auf 90 Millionen Mark kalkulierten Zumthor-Baus.
Die Stiftung, Bausenator Peter Strieder (SPD) und der Architekt haben in dieser und der vergangenen Woche bei Gesprächen versucht, Wege zu finden, die Kosten für das lang gestreckte Ausstellungs- und Dokumentationshaus zu minimieren. Dabei ist kein Durchbruch erzielt worden, die Investitionsmittel von 90 auf 70 Millionen Mark, wie von Strieder (SPD) gefordert, in großem Stil zu reduzieren. Lediglich bei Einzelposten im technischen Bereich konnten vereinzelt Einsparungen von einigen 100.000 Mark erzielt werden. Zumthor selbst hält an dem komplizierten, aus dünnen Betonstäben bestehenden Entwurf für das Bauwerk fest.
Angesichts der Planung hält Camphausen eine Verringerung der Kosten auf 70 Millionen Mark für „mehr als fragwürdig“. Die geforderte Summe könne nur als Appell verstanden werden, möglichst kostengünstig zu bauen. Es sei aber „unrealistisch“, für ein Gebäude, zu dem „jetzt zum ersten Mal eine richtige Kalkulation vorgenommen wird“, eine Baukostenobergrenze festzulegen.
Camphausen forderte vom Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses, der Ende Februar über die Finanzierung der Topographie beraten soll, eine „politische Entscheidung“ und keine Haushaltsdebatte. Eine Verabschiedung von einem namhaften Architekten wie Zumthor wäre zudem „ein fatales Signal“ für die Stadt. Die Topographie mit ihrer Bedeutung als „Ort der Täter“ dürfe in Berlin hinter dem Jüdischen Museum und dem Holocaust-Mahnmal nicht zurückstehen.
Petra Rohland, Sprecherin in der Bauverwaltung, sagte gestern, „Gundlage“ für den Bau der NS-Gedenkstätte bilde weiterhin der Zumthor-Entwurf. Sie wollte aber weder bestätigen noch dementieren, dass es Überlegungen für eine Alternative gebe.
Während etwa der CDU-Haushaltsexperte Alexander Kaczmarek dafür plädiert, dass der Bund alle weiteren Mehrkosten für die Topographie des Terrors übernimmt, wollen der Bausenator sowie Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) an der verabredeten Teilung der Gelder zwischen Bund und Land festhalten. Nida-Rümelin hat allerdings darauf verwiesen, dass Berlin nun am Zug wäre, die endgültigen Zahlen auf den Tisch zu legen. Bis dato ist der Bund nur bereit, 18 Millionen Mark für die Topographie des Terrors zu bezahlen – eine Summe, die das Land Berlin zu verantworten hat. Das hatte 1996 die Baukosten – ungeprüft – auf 36 Millionen Mark für die Topographie taxiert.
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