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Einseitiger Aufwärtstrend

Jump, das Sofortprogramm der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, geht ins dritte Jahr. Eine erste Bilanz verzeichnet Erfolge – aber nur im Westen. Das soll sich nun ändern

von VOLKER ENGELS

Mehmet Keskin ist sichtlich zufrieden: „Wir konnten erstmals eine riesige Ausbildungsoffensive starten“, frohlockt der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft türkischer Unternehmer und Existenzgründer (ATU) in Hamburg. Seit 1996 akquiriert der Verein in Zusammenarbeit mit der Handelskammer und dem Arbeitsamt bei ausländischen Firmen und Unternehmen Ausbildungsplätze. Seit 1999 wird das Projekt über das Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit (Jump) finanziert.

Mit Hilfe von Jump konnte ATU die Anzahl der vermittelten Jugendlichen verfünffachen. „Die Förderung über das Sofortprogramm hat noch mal einen riesigen Schub gegeben“, erläutert Keskin die positive Entwicklung des letzten Jahres. Davon haben alleine im Jahr 2000 fast 90 Jugendliche profitiert. Sie fanden einen Ausbildungsplatz in Betrieben, die bislang noch nie ausgebildet hatten. Zusätzlich zu denen, die ohnehin im Vorjahr untergekommen waren. Groß- und Einzelhandelsunternehmen sowie gastronomische Betriebe stellten in Gemüseläden, Restaurants oder Supermärkten Auszubildende ein. Aber auch Reisebüros und der Flughafen stellten Jobs zur Verfügung.

„Gerade dort schätzen die Arbeitgeber die doppelte Qualifikation, die viele Jugendliche quasi von zu Hause mitbringen“, meint Keskin. Türkisch, Italienisch, Arabisch – und eben Deutsch. Diese positive Entwicklung unterstreicht auch Udo Martschin vom Hamburger Arbeitsamt: „Dieses Programm hat wirklich durchgeschlagen“, meint er mit Blick auf die erfolgreiche Akquisetätigkeit bei ausländischen Arbeitgebern. Besonders schätzt er aber, dass Betriebe, die häufig „von den Formalien, die mit einer Ausbildung verbunden sind, keine Ahnung haben“, intensiv beraten und unterstützt würden.

Rund 4 Milliarden Mark wurden seit Anfang 1999 in ihr Sofortprogramm zu Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit gesteckt. Alleine bis Ende des vergangenen Jahres haben insgesamt mehr als 240.000 Jugendliche an Jump teilgenommen. Das Ziel des Programms: Jugendliche sollen in Ausbildungen vermittelt werden, den Hauptschulabschluss nachholen oder trainiert werden, um für einen späteren Job fit zu werden. Außerdem werden Frauen und ausländische Jugendliche gefördert. Behinderten und benachteiligten Jugendlichen gehören ebenso zur Zielgruppe von Jump wie Kids, die sich resigniert zurückgezogen haben und deshalb in keiner Arbeitslosenstatistik auftauchen. Teilnehmen können alle Jugendlichen, die zum Maßnahmenbeginn das 25 Lebensjahr noch nicht vollendet haben, keine Ausbildung abgeschlossen haben oder seit mindestens drei Monaten arbeitslos sind.

Auf den ersten Blick liegt der Erfolg von Jump auf der Hand: Die Jugendarbeitslosigkeit ist von 1998 bis November 2000 bundesweit um 83.000 zurückgegangen. Trennt man aber zwischen Ost und West, kommt Erstaunliches und wohl auch Bedrohliches zu Tage: Die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen unter 25 Jahre in Ostdeutschland lag im November 2000 genauso hoch wie zwei Jahre zuvor. Deshalb fließen seit dem laufenden Jahr fünfzig Prozent der Fördermittel nach Ostdeutschland.

Grundsätzlich unterstellt Caudia Nolte, Mitglied der CDU-Bundestagsfraktion, dem Jump-Programm, dass „ es gut gemeint ist“ und ein „richtiger Versuch“ sei, Jugendliche anzusprechen, „die bislang nicht vermittelt werden konnten “. Für problematisch hält sie aber, dass Jump mittlerweile nicht mehr alleine aus Steuermitteln, sondern über die Sozialbeiträge von Arbeitnehmern finanziert werde. Damit alimentiere der Beitragszahler versicherungsfremde Leistungen, wie zum Beispiel das Nachholen eines Hauptschulabschlusses. „Im Endeffekt“, meint die frühere Jugendministerin, „gleicht der Beitragszahler die Versäumnisse der Bildungspolitik in den Ländern aus.“

Der Kritik der Opposition begegnet der Sozialpolitiker Adi Ostertag (SPD) gelassen: „Die Zahlen unterstreichen nachhaltig, dass mit Jump bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit wirklich etwas getan wurde.“ Wichtig sei, dass es eine Vielfalt von Maßnahmen und Trägern gebe, die vor Ort zusammenarbeiten. Teile des Sofortprogramms sollen später in die reguläre Arbeitsförderung übernommen werden. Aber bereits heute, meint der Bundespolitiker, sei es „zweitrangig, wie das Programm finanziert wird“.

Trotz der hohen Jugendarbeitslosigkeit im Osten hat die Bundesrepublik im europäischen Vergleich statistisch aufgeholt. Doch davon kann sich ein arbeitsloser Jugendlicher in Schwerin auch nichts kaufen.

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