Tribunal spiegelt Konflikt

■ Hearing des Menschenrechtsvereins von Yoruba dominiert

Große Politik an diskretem Ort. Im Bürger- und Sozialzentrum Huchting sind zurzeit namhafte Oppositionelle aus Nigeria zu Gast. Sie wollen das Bild korrigieren, ihr Heimatland sei auf dem Wege zur vollständigen Demokratisierung. Seit Präsident Olosegun Obasanjo in Berlin freundlich empfangen wurde, teilen sie mit dem Internationalen Menschenrechtsverein Bremen die Sorge um die Zukunft nigerianischer Flüchtlinge, denen nun die Abschiebung droht. Frederick Fasheun, Präsident des „Oodua People's Congress“ (OPC), vertritt die Interessen von Nigerias größtem Volk, der Yoruba und ist den Deutschen dankbar, dass sie während der brutalen Militärdiktatur von Sani Abacha politisch verfolgten Landsleuten Zuflucht gewährt haben. Aber diese Unterstützung dürfe jetzt nicht nachlassen, denn von einer wirklichen Demokratisierung sei sein Land noch weit entfernt. Anhängern seiner Organisation seien die freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit verwehrt. Sie seien ständig in Gefahr, verhaftet oder erschossen zu werden. Erst auf Nachfragen räumt Fasheun ein: Ja, der OPC, benannt nach dem historischen Yoruba-Königreich, trete für die „Selbstbestimmung“ ein, aber nicht notwendigerweise für die Sezession von Nigeria. Zu Berichten, nach denen radikale OPC-Anhänger rund um die Millionenmetropole Lagos immer wieder Massaker an ethnischen Minderheiten verüben, sagt Fasheun nur soviel: „Wir sind keine Terroristen.“

Aber sein Schatzmeister Beko Kuti, der Bruder des in Europa bekannt gewordenen Sängers Bela Kuti, sagt deutlich: „Wir wurden von den Briten zusammengezwungen.“ Für den bekannten Menschenrechtler, der 1997 in Isolationshaft sitzend mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Weimar ausgezeichnet wurde, ist das keine Basis. „Das ist wie in einer Ehe: Wenn wir nicht zusammen leben können, müssen wir uns trennen.“

Vertreter anderer ethnischer Gruppen waren zwar zum Tribunal eingeladen, fehlten aber auf dem Podium – laut Menschenrechtsverein wegen organisatorischer Probleme. jank