: Kein Tanz mehr im Palast
Regierungschef Wowereit spricht sich für modernen Neubau zur Gestaltung des Schlossplatzes und den Abriss des Palastes der Republik aus. Pau kritisiert Vorschlag und erinnert an dortigen Tanzsaal
von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zeigt erneut keine Angst vor Tabubrüchen. Wowereit sprach sich am Rande der SPD-Klausurtagung am Wochenende in Schwerin gegen eine Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses aus. Stattdessen plädierte der Regierungschef für eine zeitgemäße Architektursprache bei der Neugestaltung des Schlossplatzes. Zugleich forderte er in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung den vollständigen Abriss des Palastes der Republik. Von dem Gebäude, das nach seiner dreijährigen Asbestsanierung nur noch aus seiner äußeren Hülle bestehe, sei „ohnehin kaum noch etwas übrig“, und es müsse abgetragen werden. Auch die Integration etwa des denkmalwerten Volkskammersaals in einen zukünftigen Bau lehnte er ab.
Wowereit steht mit seinen Äußerungen nicht nur im Gegensatz zu seinem Vorgänger Eberhard Diepgen (CDU), der sich für den Wiederaufbau des barocken Stadtschlosses ausgesprochen hatte. Der Regierende Bürgermeister befindet sich mit seinen Neubauplänen auch im Widerspruch zur jüngsten Rekonstruktions-Empfehlung der Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“ und den Verabredungen im Koalitionsvertrag zwischen SPD und PDS. Darin wurde zwar vereinbart, dass über die architektonische Gestaltung des Ortes ein Bauwettbewerb entscheiden solle. Die Koalitionsvereinbarung sagt aber ebenso, dass geprüft werden müsse, ob Teile des Palastes der Republik erhalten und in die Neubebauung mit einbezogen werden könnten.
Nach Ansicht des Regierungschefs dürfe in Berlin nicht mehr über den Wiederaufbau des Palastes nach der Asbestsanierung diskutiert werden, sondern nur darüber, was an seine Stelle treten solle. Wowereit: „Selbstverständlich muss dort ein Gebäude im Umfang des Stadtschlosses hinkommen.“ Dies sei aus Gründen der „städtebaulichen Symmetrie“ notwendig. Er wünsche sich zur Gestaltung eine „moderne Architektur“ und „nicht den Wiederaufbau des Schlosses“. Wowereit räumte ein, dass Teile der Fassade des einstigen Baus ebenfalls denkbar seien, sollte ein Investor diese finanzieren. Er bezweifelte aber, dass die Baukosten von 630 Millionen Euro allein vom Bund und Berlin aufgebracht werden könnten.
Während Wowereit in seinen Aussagen keinen Widerspruch zum Koalitionsvertrag sieht, kritisierte Petra Pau, PDS-Bundestagsabgeordnete und Berlin-Beauftragte der Fraktion, scharf dessen Aussagen zur Palastschleifung.
Pau, die für den Erhalt des DDR-Bauwerks eintritt, empfahl dem Regierungschef, sich an die Koalitionsvereinbarungen zu halten und den Wettbewerb zur Zukunft des Palastes schnell auszuloben. Schließlich betrachte sie Wowereits Äußerungen als „Wunsch einer Privatperson“. Wowereit verkenne dabei allerdings auch seine persönlichen Interessen: „Im Palast der Republik gab es einen sehr großen Tanzsaal“, fügte die frühere Berliner PDS-Landeschefin in Anspielung auf Wowereits Party- und Tanzbegeisterung hinzu.
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