Countdown für den Protest

Nach der gestrigen Sitzung im UN-Sicherheitsrat kündigt die Friedensbewegung auf der Montags-demo neue Proteste an. Auch Innensenator Ehrhart Körting bereitet sich auf den Tag X vor

von IMKE ROSEBROCK

Der gestrige Countdown für den Krieg im Irak hat die Berliner wieder auf die Straße getrieben. Rund 800 Menschen versammelten sich sich am Abend wieder vor der Humboldt-Universität, um während der inzwischen traditionellen Montagsdemo gegen einen drohenden Krieg gegen den Irak zu protestieren. Viele hatten Plakate mit dem No-War-Logo mitgebracht. Besonders auffällig war der mannshohe Nachbau der Freiheitsstatue, die einige Demonstranten mit sich trugen. Statt einer Fackel hatte sie eine Fackel weit über sich gestreckt und in der Hand ein Fass Öl. Sie erwarte mehr als tausend Demonstranten, sagte Mitorganisatorin Eva Quistorp vom „Internationalen Friedensbüro“, bevor sich der Zug Richtung Brandenburger Tor in Bewegung setzte.

Schon am Vormittag hatte die Umweltorganisation Greenpeace mit einer Aktion vor der US-Botschaft gegen einen drohenden Irak-Krieg protestiert. Rund 15 Greenpeace-Aktivisten riefen in der Nähe des Botschaftsgebäudes in Mitte zur Erdölsammlung für die USA auf. Auf einem mehr als zwei Meter großen Ölfass stand: „Spendet Öl – Rettet Leben“. Laut Greenpeace ist der „Hunger nach Erdöl“ einer der Gründe, weshalb die USA einen Krieg gegen den Irak beginnen wollen. „Wir sammeln nun Öl, damit die Amerikaner nicht mehr in den Irak vorstoßen müssen“, sagte ein Greenpeace-Sprecher zu der ironisch gemeinten Aktion.

Die Montagsdemo solle auch nach Kriegsbeginn weitergehen, sagte Mitinitiatorin Quistorp am Rande der Montagsdemo. Sie betonte, auch während eines Krieges müsse der „Bruch des Völkerrechts“ kritisiert werden. „Welchen Grund haben die USA jetzt noch, nachdem sie die UN und die Weltöffentlichkeit rausgeworfen haben, den Irak zu demokratisieren.“ Die bisherigen Proteste seien nicht umsonst gewesen: „Diese internationale, kritische Weltöffentlichkeit können die USA nicht wegbomben.“ Für den in einigen Tagen erwarteten Beginn des Krieges seien in allen großen deutschen Städten Protestkundgebungen auf den zentralen Plätzen geplant.

In Berlin wollen dann verschiedene Berliner Bündnisse gegen die militärische Auseinandersetzung protestieren. Die „Achse des Friedens“ hat für den Tag X um 18 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Alexanderplatz aufgerufen, sagte Mitorganisator Hans-Peter Richter gestern. Im Mittelpunkt des Protestes stehe ein „offenes Mikrofon“. Jeder Bürger könne seinen Widerstand darüber laut artikulieren, sagte Richter.

Eine zweite Demo ist am Tag X vom Kottbusser Tor entlang der „traditionellen 1. Mai-Route“ zur SPD-Zentrale am Halleschen Tor geplant. Organisator ist das „Bündnis Kreuzberg gegen den Krieg“. Mit dem Demonstrationszug solle deutlich gemacht werden, dass Deutschland viel mehr für die Verhinderung eines möglichen Krieges hätte machen können, sagte ein Sprecher.

Am Tag, nachdem die ersten Bomben auf den Irak gefallen sind, wollen dann die Berliner Schüler demonstrieren. Sie treffen sich um 11 Uhr auf dem Alexanderplatz, sagte gestern Michael Koschitzky vom Bündnis „Schüler gegen den Krieg“. Schüler von rund 30 Berliner Schulen haben ihre Teilnahme angekündigt.

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat unterdessen erklärt, die Sicherheit in der Hauptstadt werde im Falle eines Irakkrieges verstärkt. Die Berliner würden davon aber nichts merken, sagte Körtings Sprecher, Peter Fleischmann. „Berlin ist sicher.“ So stünden beispielsweise bislang keine weiträumigen Absperrungen zur Debatte.

Weitere Infos: www.achse-des-friedens.de