: Elf-Öl schmierte nicht nur Motoren
Korruptionsprozess um französischen Konzern und Kauf der Leuna-Raffinerie gestartet
PARIS afp ■ Nach achtjährigen Ermittlungen hat in Paris der mit Spannung erwartete Korruptionsprozess um den Ölkonzern Elf begonnen. Bei der Eröffnung des Hauptverfahrens gegen 37 Angeklagte fehlte gestern nur der ehemalige Konzern-Chef Loïk Le Floch-Prigent, der mit Verweis auf Gesundheitsprobleme seine Gefängniszelle nicht verließ. Dagegen erschienen seine engsten Mitarbeiter, der ebenfalls inhaftierte Finanzmanager Alfred Sirven und der Afrika-Beauftragte André Tarallo.
In dem auf vier Monate angesetzten Prozess geht es um 183 Millionen Euro Bestechungszahlungen, darunter auch für den Kauf des ostdeutschen Mineralölkonzerns Leuna/Minol. Die Angeklagten sehen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, weltweit Millionenbeträge für dubiose Bestechungspraktiken eingesetzt und sich dabei zum Teil persönlich stark bereichert zu haben. Ende April wird die Teilaffäre um die ostdeutsche Leuna-Raffinerie und die Minol-Tankstellen erörtert, bei deren Erwerb Elf vor gut zehn Jahren 39 Millionen Euro an Kommissionen bezahlte.
Als letzter Prozesstag ist der 9. Juli angesetzt. Le Floch-Prigents Anwalt Maurice Lantourne teilte kurz vor Beginn des Hauptverfahrens mit, sein Mandant werde daran aus gesundheitlichen Gründen zunächst nicht teilnehmen. Der 59-Jährige, der wegen einer früheren Verurteilung zu einem Teil der Elf-Affären inhaftiert ist, leidet unter Schuppenflechte und psychischen Problemen. Ihm liege aber daran, zu den wesentlichsten Teilen des Prozesses zu erscheinen, betonte sein Anwalt.
Le Floch stand von 1989 bis 1993 an der Spitze des damals staatlichen Ölkonzerns Elf Aquitaine. Ein kleiner Teil der Elf-Affäre wurde bereits vor zwei Jahren gerichtlich verhandelt; dabei ging es um die Verwicklungen des früheren Außenministers Roland Dumas in die weltweiten Aktivitäten des Konzerns. Damals wurde Sirven zu vier Jahren, Le Floch zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Dumas, der zunächst sechs Monate Haft und zwei Jahre auf Bewährung bekommen hatte, konnte in der Berufung kürzlich einen Freispruch erreichen. Das Strafmaß für Le Floch wurde auf zwei Jahre, das für Sirven auf drei Jahre verkürzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen