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Der Idealist

Weil die CDU-Landesverbände im Süden so stark sind, wird Jörg Jäger von der Bremer CDU das Ticket nach Straßburg versagt bleiben. Aber der Mann ist unverdrossen

Er hat kaum eine Chance. Aber das macht ihm nichts. „Ich bin mit dem Europa-Virus infiziert“, sagt Jörg Jäger, Platz 1 der Bremer CDU-Liste zur Europa-Wahl. Platz 1 ist zwar schön, aber nach Straßburg wird er dem 38-jährigen Diplom-Ökonom nicht verhelfen – denn auch wenn die CDU am 13. Juni wie schon bei der letzten Europawahl stärkste Partei werden wird, bleibt der Mann des kleinen Bremer Landesverbands den großen CDU/CSU-Verbänden im Süden unterlegen. Egal – „ich bin Idealist“, sagt Jäger, „mir macht es Spaß, über Vorurteile aufzuklären und Bremen ein Stück näher an die EU zu bringen.“

Irritierend mag sein, dass Jörg Jäger ganz ähnliche Dinge sagt wie die Grüne Helga Trüpel. Die großen Chancen Bremens für eine Fortsetzung des EU-Geldstroms lägen in der Hochschul- und Wissenschaftspolitik, hier habe Bremen jede Menge „Highlights, Leuchttürme, best practice“ zu bieten. Und: Europa und seine Klischees seien weit voneinander entfernt, das merke jeder, der mal nach Brüssel komme. Und: „Ich vermisse manchmal in Landtagen eine feste Vorstellung davon, wie die EU aussehen soll.“

Er selber, sagt Jäger, habe erst vor zwei Jahren angefangen, sich intensiv mit dem Thema zu befassen. Seither fühlt er sich als Europäer. Und nickt gelassen, wenn ihm vorgehalten wird, ähnliche lokale Ideen zu vertreten wie die Grünen. Die Unterschiede liegen nicht im Kleinen, sondern im Großen: EU-Beitritt der Türkei, Sicherheitspolitik.

Wenn Jörg Jäger den 13. Juni hinter sich hat, wird der Bremer CDU-Kreisverbandsvorsitzende politisch das tun, was auch bisher seine Aufgabe war: für seine Partei Hochschulpolitik machen.sgi

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