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Streiftour in die USA

VON STEPHAN KOSCH

Das Duell Adidas gegen Nike geht in eine neue Runde. Adidas will den Sportartikelhersteller Reebok übernehmen. Sollten die Aktionäre von Reebok und die US-Kartellbehörden dem Deal zustimmen, wird der Fabrikant mit den drei Streifen für gut drei Milliarden Euro den zweitgrößten Turnschuhproduzenten der USA kaufen. Dabei geht es Adidas nicht darum, eine Konkurrenzmarke vom Markt zu nehmen. Reebok soll weiterhin seinen eigenen Firmensitz in den USA behalten und seine eigenen Produkte vertreiben. Mit Reebok käme Adidas auf einen Umatz von etwa 11 Milliarden Dollar – nicht mehr weit weg von Nikes 13,7 Milliarden Dollar.

Seit Jahrzehnten kämpfen Adidas und Nike um die weltweite Marktführerschaft bei Turnschuhen, Trikots und anderen Sportartikeln. Bislang blieb den Deutschen immer nur der zweite Platz. Zwar kann Adidas, auch wegen seiner guten Kontakte zum Weltverband Fifa, beim Milliardengeschäft rund um den Fußball noch seine Führung verteidigen. Doch längst hat sich Nike vorgenommen, auch auf diesem Spielfeld die Nummer 1 zu werden – wie schon bei den Massensportarten Basketball und Laufen.

Vor allem auf dem US-Markt, noch immer der größte der Welt, war Adidas bislang weit abgeschlagen. Nicht einmal jeder zehnte Sportartikel, der in den Staaten über die Ladentheke geht, trägt das Logo mit den drei Streifen, jeder dritte hingegen die Nike-Schwinge.

Das sollte eigentlich schon lange anders sein. Adidas-Chef Herbert Hainer hatte bereits vor vier Jahren einen US-Marktanteil von 20 Prozent als Richtgröße ausgegeben. Aus eigener Kraft hat Adidas dies nicht geschafft, erst durch den Kauf von Reebok mit 12 Prozent Marktanteil in den USA ist das Ziel erfüllt.

Dennoch waren sich die Branchenbeobachter gestern in ihrer Bewertung uneinig. Vorbörslich sank der Aktienkurs, später drehte er deutlich ins Plus. Ebenso widersprüchlich waren die Kommentare von Analysten. Die Landesbank Rheinland-Pfalz wertete die Übernahme positiv. Anders Gavin Finlayson von der Commerzbank: Adidas werde zwar größer, aber nicht unbedingt besser, sagte der Analyst. Auch die Experten der Investmentbank Sal.Oppenheim zeigten sich zurückhaltend. „Wir sind skeptisch, weil wir den Schritt vor allem von der regionalen Ergänzung in den USA getrieben sehen und ansonsten wenig Synergien erwarten.“ Und das Institut „Fairesearch“ verwies darauf, das Adidas bislang mit seinen Übernahmen wenig Erfolg gehabt habe.

In der Tat: Der Expansionsdrang hat dem früheren fränkischen Sportschuhspezialisten nicht immer gut getan. 1997 zahlte Adidas 1,2 Milliarden Euro für den französischen Ski- und Outdoor-Ausrüster Salomon. Damit wurde Adidas zwar zum zweitgrößten Sportartikelhersteller der Welt, hängte sich aber auch einen ertragsschwachen Klotz ans Bein.

Als Salomon Anfang des Jahres erneut einen Umsatzrückgang von neun Prozent meldete, zog Adidas-Chef Hainer die Konsequenz und kündigte den Verkauf der Tochter an die finnische Amer Sports an – für nur noch 485 Millionen Euro. Das Ganze wurde dann auch gleich als Strategiewechsel verkauft. Künftig wolle man sich wieder auf Sportschuhe und Bekleidung konzentrieren, sagte Hainer damals – und behielt dennoch den Golfausrüster Taylor Made im Konzern.

Zur angekündigten Strategie aber passt der Kauf von Reebok. Wie immer bei Unternehmensübernahmen hoffen die Beteiligten auf langfristig geringere Kosten. Ab dem dritten Jahr sollen 125 Millionen Euro pro Jahr gespart werden und die Gewinne steigen. Wie viel Arbeitsplätze das kosten wird, ist noch unklar. Man rechne nicht mit einer wesentlichen Reduzierung der Belegschaft, hieß es gestern. Reebok beschäftigt derzeit rund 9.000 Mitarbeiter, Adidas weltweit 17.000.

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