: PLO verurteilt Blutbad in Synagoge
■ Drei Organisationen bekannten sich zu dem Anschlag in Istanbul / Einundzwanzig Gläubige und zwei Attentäter kamen ums Leben / Krise im israelischen Kabinett: Der Industrieminister Scharon kritisiert Ministerpräsident Peres wegen Konzessionen gegenüber Arabern
Von Ö. Seven und A. Wollin
Istanbul/Tel Aviv (taz) - Die Synagoge „Neve Schalom“ in Istanbul war Samstagmorgen Opfer eines Anschlags geworden. Einundzwanzig Gläubige wurden im Gotteshaus ermordet. Die Attentäter drangen, nachdem sie den Wärter erschossen hatten, in die Synagoge ein und warfen Handgranaten in die Menge. Laut Augenzeu gen handelte es sich um vier Attentäter, die arabisch miteinander gesprochen haben. Zwei Attentäter wurden ebenfalls durch Handgranaten zerfetzt. Überall in Istanbul wurden Polizeikontrollen durchgeführt, der türkische Innenminister reiste nach Bekanntwerden des Anschlags nach Istanbul, um die polizeilichen Maßnahmen zu verfolgen. Bislang erklärt die Polizei allerdings, im Gegensatz zu den Augenzeugen, es seien nur zwei Attentäter gewesen, die ums Leben gekommen seien. Über den politischen Hintergrund der Attentäter gibt es innerhalb der Polizei nur vage Vermutungen. Der türkische Innenminister Akbulut vermied es auf einer Pressekonferenz, hierzu Stellung zu nehmen. Mittlerweile haben sich drei Organisationen zu dem Anschlag bekannt. Die Gruppe „Rache für Palästina“, „Islamischer Widerstand“ und die „Organisation für die Einheit Nordarabiens“ haben sich in Telefonanrufen in Istanbul, Nikosia und Beirut zu dem Anschlag bekannt. Der blutige Anschlag hat am Sonntag zu einer Regierungskrise in Israel geführt. Der Handels– und Industrieminister Ariel Scharon hatte erklärt, das Massaker in Istanbul und die Flugzeugentführung in Karachi seien die palästinensischen Reaktionen auf Konzessionen, die Peres vor kurzem den Arabern gegenüber gemacht habe. Der israelische Regierungschef Schimon Peres forderte daraufhin eine öffentliche Entschuldigung und unterbrach die Kabinettssitzung. Ein PLO–Sprecher in Istanbul verurteilte unterdessen den Anschlag.
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