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Menschenkette gegen Cattenom

■ 8000 Menschen demonstrierten am Sonntag gegen die französische Atomanlage / Leinen begrüßt Luxemburger Ankündigung, Cattenom–Strom aus dem Land rauszuhalten / Falsche Angaben über Störfall

Berlin (dpa/taz) - Mit einer elf Kilometer langen Menschenkette beiderseits der Mosel haben am Sonntag im deutsch–luxemburgisch–französischen Drei–Länder–Eck mehr als 8000 Teilnehmer gegen das französische Atomkraftwerk Cattenom protestiert. An dieser Aktion in unmittelbarer Nachbarschaft und fast in Sichtweite der 60 Meter hohen Kühltürme des Riesen–Atomkraftwerkes beteiligten sich Eltern– und Bürgerinitiativen, Umwelt– und Naturschützer, Mitglieder der Grünen aus Rheinland–Pfalz, dem Saarland, Luxemburgische Staatsbürger und Bewohner des französischen Departements Moselle. Bei einer Aktion „Symbolisches Sterben“ legten sich zahlreiche Demonstranten auf die Straße und blockierten so zeitweise den Verkehr. Verdeutlicht werden sollte, daß es im Falle eines atomaren Unfalls in Cattenom für die Bevölkerung des Drei–Länder–Ecks keine Hilfe geben könne. Der saarländische Umweltminister Jo Leinen, der sich den Demonstranten angeschlossen hatte, begrüßte es, daß sich nun auch die Luxemburgische Regierung den Protesten gegen Cattenom angeschlossen hat. Der Luxemburgische Premierminister Jaques Santer hatte am Vortag angekündigt, daß das Großherzogtum keinen Atomstrom aus Cattenom beziehen und auch keine Durchleitungsrechte für Strom aus der französischen Atomanlage durch sein Land gewähren werde. Damit, so Leinen, sei „ein Hebel vorhanden“, mit dem um Cattenom „ein Sperrgürtel“ gelegt werden könne. Der Luxemburgische Premierminister hat in einem Interview mit dem Saarländischen Rundfunk vom Samstag außerdem angekündigt, daß er am heutigen Montag beim zuständigen EG–Umweltkommissar Stanley Clinton–Davis darauf drängen werde, neue Mindestsicherheitsnormen im Rahmen des Euratom– Vertrages zu beantragen, die von der EG–Gemeinschaft kontrolliert werden sollen. Santer verwies zudem darauf, daß eine internationale Verantwortung von den Staaten verlangt werden müsse, die in ihren Grenzen Atomanlagen betreiben. Wenn man das im Zusammenhang von Tschernobyl von den Sowjets verlangt habe, müsse das ebenso für Nachbarländer gelten, zu denen „ein freundschaftliches Verhältnis“ bestehe. Ferner werde sein Land bei der EG–Kommission in Brüssel prüfen lassen, ob der Europäische Gerichtshof wegen der Verstöße Frankreichs gegen den Euratom– Vertrag im Zusammenhang mit Cattenom angerufen werden könne. Dem Cattenom–Betreiber EDF warf Stefan Bossmann, Sprecher des Bundes für Natur und Umweltschutz, während der sonntäglichen Demonstration bei einem Pressegespräch in Trier–Perl vor, die Öffentlichkeit über den jüngsten Störfall in der französischen Atomanlage falsch unterrichtet zu haben. Der Störfall, bei dem 400 Millionen Liter Wasser ausgelaufen waren, habe sich bereits am 21. August und nicht, wie von den Betreibern behauptet, erst drei Tage später ereignet. ger

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