: Untergrund–Solidarnosc soll bleiben
■ Komitee soll auf Gründung freier Gewerkschaften hinwirken / Kirchliche Unterstützung erwartet Dialog mit Regierung ermöglicht / Jaruzelski gegen pluralistisches Gewerkschaftswesen
Berlin (taz) - Die Untergrundstruktur der verbotenen polnischen Gewerkschaft „Solidarität“ wird vorerst nicht aufgegeben. Wie aus Kreisen der Solidarnosc in Wroclaw bekannt wurde, haben sich zudem breite Teile der Gewerkschaft für den Vorschlag von Lech Walesa ausgesprochen, ein Komitee zu bilden, das sich offen für die Gründung freier Gewerkschaften in Polen einsetzen soll. Dieser Vorschlag steht im Gegensatz zu der Vorstellung, sich ausschließlich für die uneingeschränkte Wiederzulassung der seit 1982 verbotenen Solidarnosc einzusetzen. Die Untergrund struktur soll solange erhalten bleiben, bis freie Gewerkschaften in Polen zugelassen sind, die nicht wie die alte Solidarnosc aufgebaut sein müssen. Walesas Vorschlag wird der radikaleren Lösung vor allem wegen der zu erwartenden Unterstützung durch die katholische Kirche vorgezogen. Ein solches Komitee könne Anfang Oktober gegründet werden, heißt es aus Wroclaw. Durch die Beibehaltung der Untergrundstrukturen werde dem Komitee die Möglichkeit zu einem Dialog mit der Regierung gegeben, ohne die Opposition entscheidend zu schwächen. Die Regierung muß nun entscheiden, ob sie mit dem Komitee in Verhandlungen über ein pluralistisches Gewerkschaftswesen tritt, oder ob sie das Komitee ganz ignoriert oder unterdrückt. Falls die Behörden ein solches Komitee nicht unterdrückten würden, könnte die Solidarnosc auch daran denken, ihre Untergrundstrukturen aufzulösen. Staats– und Parteichef Jaruzelski hatte schon in der letzten Woche deutlich gemacht, daß er die Forderung nach einem pluralistischen Gewerkschaftswesen zurückweisen und jeden Versuch, die Solidarnosc wiederzubeleben, unterbinden werde. Florian Bohnsack
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