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Wieder ein General weniger

■ Der Chef des Heeresamtes, Generalleutnant Wachter, nimmt seinen Abschied / Hardthöhe redet sich um Stellungnahme zu inhaltlichen Differenzen / Wörner beschloß Versetzung in einstweiligen Ruhestand

Aus Bonn Ursel Sieber

Bonn (taz) - Der Chef des Heeresamtes in Köln, Generalleutnant Wachter, hat um die „Entbindung von seinen Amtspflichten“ gebeten. Verteidigungsminister Wörner beschloß daraufhin gestern, Wachter in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. Wachter ist SPD–Mitglied. Als Amtschef in Köln war er für die längerfristige Heeresplanung zuständig. Auf einer Pressekonferenz mit dem Heeresinspekteur von Sandrat verlautete, „kein persönlicher Dissens“, sondern allein sachliche Differenzen hätten Wachter zu diesem Schritt veranlaßt. General Dr. Wachter komme „zu einer unterschiedlichen Bewertung von konzeptionellen und strukturellen Grundvorstellungen der Heeresplanung“, heißt es in einer sehr allgemein gehaltenen Erklärung des Verteidigungsministeriums. Und: „Insbesondere sieht General Dr. Wachter den Planungshorizont nicht weit genug in die Zukunft gespannt und sieht die Kapazitäten des Heeres, dabei insbesondere seines Verantwortungsbereiches,...für die Bewältigung der planerischen Aufgaben als nicht ausreichend an“. Um klarere Aussagen drückten sich Heeresinspekteur von Sandrat und Pressesprecher Hundt eine Stunde lang herum. Sandrat sagte, für Wachter sei der Dissens in der Finanz– und Personalplanung offenbar „so groß“, daß er die Verantwortung nicht mehr habe tragen können. Zur Kritik Wachters könne er aber erst „nach der Bilanz im nächsten Jahr“ etwas sagen. Wachter selbst war zu keiner öffentlichen Stellungnahme bereit. Daß es zwischen dem SPD–General und Wörner Differenzen gegeben hat, ist jedoch bekannt. So war Wachter einer der wenigen Militärs, der öffentlich zu dem von Wörner entlassenen schwulen General Kießling hielt. Anfang 1984 untersagte Wörner dem Drei–Sterne–General auf einer Akademie–Tagung eine Diskussion mit dem Starnberger Strategie–Kritiker Mechtersheimer. Wachter war früher Truppenkommandeur des I. Korps in Münster. Der SPD–Politiker Karsten Voigt bezeichnete ihn als in sozialen Belangen der Soldaten „stark engagierten“ General. Durch die Isolierung nicht–konform denkender Militärs werde die Bundeswehr immer mehr zu einer CDU–Armee. Auf einem Presseseminar in Euskirchen Anfang 84 wandte sich Wachter u.a. gegen die Verlängerung des Kriegsdienstes auf 18 Monate und kritisierte die Bundeswehrplanung indirekt als „Vogel–Strauß– Politik“.

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