■ taz-intern: Keine Basis für gemeinsame Arbeit
Keine Basis für gemeinsame Arbeit In einer einstündigen Debatte wurde der „Fall Anita“ bzw. der „Fall taz“ vor dem Nationalen Plenum noch einmal aufgerollt. Anita Friedetzky, seit Gründung der taz–Hamburg im Oktober 1981 Mitarbeiterin der Hamburger Lokalredaktion, war seit dem 15. Mai 1986 aus Protest der Arbeit ferngeblieben. Sie hatte den Beschluß der Hamburger Redaktion, die Berichterstattung über den Ramazan–Avci– Prozeß einem anderen Redaktionsmitglied zu übertragen, als „Suspendierung“ empfunden. Sie weigerte sich in der Folgezeit, in die Redaktion zurückzukehren. Die Redaktion blieb bei ihrem Beschluß über den Ramazan–Avic–Prozeß. Anita stellte im Juli ihre Bedingungen für eine weitere Mitarbeit: Die feste Koordination solle abgeschafft werden, einige Redakteure entmachtet, andere mit Schreibverbot belegt werden, falls sie sich bei Anita nicht öffentlich entschuldigen würden. Daraufhin beschloß das Hamburger taz– Plenum mit nur einer Gegenstimme: Eine Zusammenarbeit mit Anita sei nicht mehr möglich. Sie wurde aufgefordert, ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub zu nehmen, andernfalls werde die Hamburger Redaktion die Kündigung beantragen. Anita fuhr in Urlaub, erklärte später, dieses Redaktionsschreiben nicht erhalten zu haben. Während ihrer Urlaubszeit kündigte die Berliner Geschäftsführung nach zwei Abmahnungen, mußte diese Kündigung allerdings wieder zurückziehen - sie war weder bürgerlich–rechtlich noch taz–rechtlich in Ordnung. Auf Beschluß des Berliner taz–Vorstands wurde Anita dann bis zum Nationalen Plenum am 15. November beurlaubt. Die Debatte auf dem Nationalen Plenum am vergangenen Samstag machte noch einmal die unvereinbaren Positionen klar. Für Anita Friedetzky ist die Auseinandersetzung um ihre Position nicht ein „Fall Anita“, sondern ein „Grundkonflikt der taz“. Stichworte: Rechtsrutsch, Aufbau interner Hierarchien. Auf die Frage einer Berlinerin, ob sie sich denn eine weitere Mitarbeit vorstellen könne, antwortete sie: „Ich weiß es nicht. Ich kann diese Frage im Augenblick nicht eindeutig beantworten.“ Die Hamburger Minderheit, die Anita Friedetzky auch als Opfer taz–interner Machtstrukturen sieht, beantragte, eine Schlichtungskommission einzurichten, die innerhalb von vier Wochen ein „konsensfähiges Modell“ vorlegen sollte. Für die Hamburger Mehrheit, deren Entlassungsantrag das Nationale Plenum dann folgte, war die „Basis für gemeinsame Arbeit“ unwiederbringlich zerstört. Nicht die politische Position von Anita Friedetzky habe den Ausschlag gegeben. Anita Friedetzky wolle eine „andere taz“, nicht aber wirklich die Mitarbeit in dieser Hamburger Redaktion. Florian Marten
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