: Contra bombardiert Dorf
■ Heftige Kämpfe um die Grenze zwischen Nicaragua und Honduras/US–“Luftbrücke“ für honduranische Truppen
Aus Managua Ralf Leonhard
„Nicaraguas Nordzone war heute das Ziel von Bombardierungen aus der Luft.“ Mit diesen Worten riß Nicarguas Außenminister Pater Miguel dEscoto seine Landsleute am Sonntag abend jäh aus dem Festtagstrubel. Während überall in Nicaragua mit Böllern, Marienliedern und reichlich Rum die lokale Version von Mariä Empfängnis (“La Purisima“) gefeiert wurde, waren am Nachmittag von Honduras her mehrere Flugzeuge nach Nicaragua eingedrungen und hatten zunächst - rund zwanzig Kilometer hinter der Grenze - das Hauptquartier der 1. Infanteriebrigade des Sandinistischen Heeres bombardiert. Wenig später flogen sie drei Angriffe auf die Ortschaft Wiwili - jenes Dorf, in dem der Freiburger Berndt Koberstein, der im vergangenen Juli von Contras ermordet wurde, ein Trinkwasserprojekt betreut hatte. In Wiwili hatte bis 1983 auch das erste deutsche Contra–Opfer, der Arzt Tonio Pflaum, für den Deutschen Entwicklungsdienst gearbeitet. Die Bombenangriffe aus Honduras - so gab Außenminister dEscoto bekannt - forderten insgesamt acht Verletzte: drei Soldaten, drei Milizionäre sowie zwei Zivilisten. Seit vergangenen Dienstag finden auf der honduranischen Seite der Grenze gemeinsame Manöver von Streitkräften der USA und Honduras statt. Das Manövergebiet reicht bis direkt an die Grenze. Angesichts der Truppenmassierung ist die Behauptung des Sprechers des US–State–Departments Lagana äußerst unwahrscheinlich, nicaraguanische Truppen seien in der ersten Manöverwoche auf honduranisches Territoriunm vorgedrungen. Am letzten Samstag noch hätten die honduranischen Streitkräfte die Anwesenheit von mehr als 1.000 nicaraguanischen Soldaten in Honduras festgestellt. Fortsetzung auf Seite 6 Daß nicaraguanische Truppen auf dem Staatsgebiet von Honduras operiert haben, wurde von Außenminister d–Escoto bestritten. Falls die honduranischen Streitkräfte einen Zusammenstoß mit Nicaraguanern hätten, könne es sich dabei nur um Contras handeln. Um dies zu belegen, fordete er die Vereinten Nationen auf, eine Untersuchungskommission zu entsenden, die „die Ursachen der Spannungen im Grenzgebiet prüfen und Maßnahmen vorschlagen“ soll. Weitaus wahrscheinlicher ist, daß die Contra nach Beginn der Manöver im Schutz von massivem Artilleriefeuer auf nicaraguanisches Gebiet vorgerückt ist. Nach den in Managua erhältlichen Informationen finden derzeit heftige Kämpfe in einer Zone von 20 Kilometern südlich der Grenze statt. Der Sprecher der US–Regierung Lagana behauptete am Sonntag abend, US–Soldaten seien nicht am Kampfgeschehen beteiligt. Allerdings hätten US–Hubschrauber etwa 700 Soldaten der honduranischen Armee in das Kampfgebiet geflogen - bis 40 Kilometer vor die Grenze. Die „Luftbrücke sei mit ausdrücklicher Billigung von Präsident Reagan zustandegekommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen