piwik no script img

Moskauer Trust–Gruppen machen weiter

■ Falschmeldung der Nachrichtenagentur afp stiftet Verwirrung / Mitglieder dementierten Gerüchte über „Auflösung“ / Unterschiedliche Arbeitsweisen in Untergruppen: Diskussionen und Seminare oder konkrete Aktionen / Fünf Mitglieder sind weiterhin in Haft

Berlin(taz) - Die sowjetische Pazifistenorganisation „Gruppe für Vertrauensbildung zwischen der UdSSR und den USA“ hat sich aufgelöst, hieß es lapidar in einer Meldung von afp, die am 27. Dezember in der „Frankfurter Rundschau“ abgedruckt wurde und zu erheblicher Verwirrung bei Kennern der sowjetischen Friedensgruppen führte. Die Gruppe sei stolz auf ihre Arbeit. Jetzt aber „müsse der in Gang gesetzte Prozeß auf nationaler Ebene fortgesetzt werden“, hieß es in der Meldung. Diese Meldung wurde in zwischen von Mitgliedern der Gruppe entschieden dementiert. Allerdings wurde auch darauf hingewiesen, daß die Trust–Gruppe kein einheitliches, zentralistisches Gebilde sei. Zwei Strömungen Vielmehr handele es sich um einen mehr oder weniger losen Zusammenschluß von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Ausbildung, die im Rahmen der Gruppen in freier Atmosphäre gesellschaftliche Probleme diskutieren könnten. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich mehrere Strömungen unter dem Dach der Trust– Gruppen herausbildeten. Dabei lassen sich vor allem zwei Tendenzen unterscheiden: jene, die von der Diskussion zur Aktion übergehen und somit auch am stärksten der Repression ausgesetzt sind und jene, die sich auf die Abhaltung von Seminaren beschränken. Mitglieder dieser zweiten Tendenz sollen in einer Pressekonferenz mit westlichen Journalisten die Auflösung der Trustgruppen bekannt gegeben haben, doch wird dies von den Verdächtigten selbst zurückgewiesen. Tatsache ist, daß sich die Trustgruppen nicht aufgelöst haben. Noch in Haft Davon zeugen auch diejenigen Mitglieder, die noch immer inhaftiert sind. Dabei handelt es sich um Alexander Saizew (Psychiatrie), Viktor Smirnow (Psychiatrie) sowie Anatolij Tscherkassow und Sergej Swetuschkin. Tscherkassow soll erst vor einigen Wochen in Kujbyschew eine Vertrauensgruppe gegründet haben und ist seit Ende November in ein psychiatrisches Krankenhaus in Moskau zwangseingewiesen. Swetuschkin befindet sich seit längerem in Untersuchungshaft. er

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen