: Prozeß um Riefenstahl–Komparsen
Freiburg (taz) - Der Rechtsstreit zwischen der ehemaligen Nazi– Propagandistin Leni Riefenstahl und der Filmemacherin Nina Gladitz ging am gestrigen Freitag vor dem in Freiburg ansässigen 14. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Karlsruhe in die zweite Runde. In ihrem 1982 produzierten Dokumentarfilm „Zeit des Schweigens und der Dunkelheit“ setzt sich Nina Gladitz am Beispiel der heute 84jährigen Leni Riefenstahl, die in den 30er Jahren durch Filme über NS–Parteitage und die Berliner Olympiade bekannt wurde, mit der gesellschaftlichen Verantwortung des Künstlers auseinander. Konkret wird Frau Riefenstahl darin angelastet, für ihren Spielfilm „Tiefland“ in den Jahren 1940/41 zwangsverpflichtete Häftlinge aus dem Zigeuner–Sammellager Maxglan bei Salzburg als Komparsen eingesetzt zu haben. Frau Riefenstahl hatte seinerzeit wegen Ehrverletzung die Freiburger Filmerin auf Unterlassung verklagt, war im Sommer 1985 in erster Instanz vor dem Landgericht Freiburg jedoch in drei von vier Punkten unterlegen. Während das Gericht die Behauptungen, die Zigeuner seien damals als Statisten zwangsverpflichtet, von Frau Riefenstahl persönlich im Lager ausgesucht und nicht entlohnt worden, unbeanstandet ließ, durfte Gladitz allerdings nicht weiter behaupten, Frau Riefenstahl habe den Zigeunern, die später ins KZ Auschwitz deportiert wurden, in Kenntnis der Vernichtungspläne leere Versprechungen gemacht, sich bei höchsten Stellen für sie einzusetzen. Diese Anschuldigung, die im Film von einem Überlebenden erhoben, von ihm als Zeuge in erster Instanz jedoch relativiert wurde, bildete den Kernpunkt des Berufungsverfahrens. Beide Parteien hatten Berufung eingelegt. Auf einen von der Vorsitzenden Richterin Frau Dr. Mattes angeregten Vergleich konnten sich die Parteien nicht einigen. thass
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen