: Ägypter bangt um sein Leben
Frankfurt (taz) - Im Frankfurter Gefängnis Klapperfeld sitzt der 22jährige Ägypter Ali El–Shafey in Abschiebehaft. Unter seiner Zunge liegt meist das abgebrochene Stück einer Rasierklinge. Dreimal innerhalb von drei Monaten sollte El–Shafey in sein Heimatland abgeschoben werden, dreimal hat er sich kurz vor dem Abflug schwere Schnittwunden beigebracht. Den gläubigen Moslem erwartet nach seinen Aussagen in Ägypten eine zehnjährige Haftstrafe, von der er annimmt, daß er sie nicht überleben würde. Detlev Lüderwaldt vom „Initiativausschuß ausländische Mitbürger“ sagte gestern während einer Pressekonferenz, El–Shafey könne ein zweiter Fall Kemal Altun werden und sich umbringen, wenn er abgeschoben werde. Die zuständige Berliner Ausländerbehörde lehnte mittlerweile auch den dritten Asylantrag ab. Lüderwaldt wies darauf hin, daß dies gegen das Ausländerrecht verstoße, da die Freiheit El–Shafeys in Ägypten bedroht sei. Dieser habe sich aber bereit erklärt, freiwillig in ein Land seiner Wahl auszureisen. Dann müßte er allerdings als „freier Mann“ in ein Flugzeug steigen können, da sich die Fluggesellschaften vieler Länder weigern, einen „Abschiebling“ in Handschellen an Bord zu nehmen. Das hessische Innenministerium erklärte sich gestern bereit, ein Fernschreiben an den Berliner Innensenator Kewenig zu senden, mit der Bitte, den Abschiebungsbeschluß zu überprüfen.
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