Startbahn–West für US–Bomberstaffel

■ Das Starnberger Friedensinstitut deckt US–Planung für Rhein–Main–Flughafen auf / Rolle der hessischen Landesregierung völlig undurchsichtig

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Eine Ende letzter Woche veröffentlichte Studie des Starnberger Friedensinstituts kommt zu dem Schluß, daß das Start– und Landebahnsystem auf dem Rhein–Main–Flughafen nicht nur für den US–amerikanischen Nachschub zur Verfügung gestellt werden müsse, sondern daß darüber hinaus der gesamte Flughafen als „Kampfbasis für Atomstaffeln“ zur Zeit von der US–Army ausgebaut werde. Unter besonderer Berücksichtigung der vier Kilometer langen Startbahn 18–West, so der Frie densforscher Erich Schmidt–Eenboom weiter, sei der Rhein–Main– Flughafen von den Strategen in Washington als „Main Operating Base“ ausgewiesen worden. Zum Beweis für seine These legte Schmidt–Eenboom US–Planungspapiere vor, die aus einem für die NATO–Planung zuständigen Unterausschuß des Repräsentantenhauses stammen sollen. „Wer den Ausbau des Rhein– Main–Flughafens in Frankfurt mit militärischen Dingen in Zusammenhang bringt, der spinnt“, meinte der Ministerpräsidentenkandidat der hessischen SPD, Hans Krollmann, noch in der vergangenen Woche in einem Interview. Auch vom Sprecher der Frankfurter Flughafen AG (FAG), Reinhard Bölts, wurden dahingehende „Behauptungen“ noch am Freitag als „phantastisch“ zurückgewiesen. Wie der ehemalige Sprecher der Mörfelden–Walldorfer Bürgerinitiative gegen die Startbahn West, das Mitglied der Landtagsgruppe der hessischen Grünen, Dirk Treber, auf Nachfrage der taz erklärte, seien die entsprechenden Umbauarbeiten auf dem Flughafen bereits im Gange. Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar auf Seite 4 So hätten die US–Amerikaner bereits damit angefangen, von ihrer Rhein–Main–Air–Base aus eine Pipeline zum Kopf der Startbahn West zu verlegen, damit dort - „im Spannungs– oder Kriegsfall“ - die Bomber der US–Army direkt aufgetankt werden könnten. Friedensforscher Schmidt– Eenboom konnte denn auch Fotos von aufgestapelten Röhren und frisch in den Boden eingelassenen Hydranten vorlegen. Da das gesamte Gelände um die Startbahn West wegen Munitions– Aufräumungsarbeiten ohnehin seit einigen Monaten weiträumig abgesperrt sei, hätten die US– Amerikaner diese Vorarbeiten auf dem Flughafen–Gelände durchführen können, ohne daß die Öffentlichkeit dem hätte Beachtung schenken können. Als weiteres Indiz für seine Thesen wertete Schmidt–Eenboom den Umstand, daß die Frankfurter Flughafen AG der Army erst kürzlich ein 27.000 Quadratmeter großes Gelände zur Verfügung gestellt habe, das seiner Meinung nach von den US– Amerikanern zum „Aufstellplatz“ für die Kampfbomberstaffeln ausgebaut werden soll. Während der Jahre des Kamp fes der südhessischen Bürgerinitiativen um die Startbahn West hatten BI–Mitglieder und auch Grüne wiederholt auf die militärische Bedeutung dieser ungewöhnlich lang konzipierten Startbahn hingewiesen. Der ehemalige Ministerpräsident Hessens, Holger Börner (SPD), hatte seinerzeit jeden Hinweis auf den militärischen Aspekt des Startbahnbaus als „Hirngespinste“ zurückgewiesen. Für die hessischen Grünen forderte Dirk Treber die noch im Amt befindliche SPD–Minderheitsregierung deshalb auf, jetzt umgehend Maßnahmen gegen den militärischen Ausbau des Rhein–Main–Flughafens einzuleiten. Treber: „Krollmann darf hier nicht in die Fußstapfen von Holger Börner treten. Wie bei anderen geplanten US– Militäreinrichtungen muß die Landesregierung hier ihr Veto einlegen.“ Treber warnte den SPD–Spitzenkandidaten Hans Krollmann vor einer „Verschleppung der Thematik bis nach den Landtagswahlen“. Nach Informationen der taz waren die Absichten der US–Army bereits Gegenstand diverser Aufsichtsratssitzungen der FAG, an denen neben Hans Krollmann auch Justizminister Herbert Günther (SPD), Wissenschaftsministerin Vera Rüdiger (SPD) und ein leitender Beamter aus dem Wirtschaftsministerium teilnahmen.