Unfall im „Schnellen Brüter“ in Malville

■ 20 Tonnen Natriumkühlmittel sind aus einem „Reservelager“ des Reaktors ausgeflossen / Noch ist unklar, wie der Schaden behoben werden soll / Das „Reservelager“ wird auch als Zwischenlager für Brennstäbe im Falle ihres Austausches gebraucht

Aus Paris Georg Blume

Im Lauf der letzten Woche sind im Schnellen Brüter „Superphenix“ in Malville bei Lyon 20 Tonnen Natriumkühlmittel ausgeflossen. Nach Angaben der Kraftwerksleitung flossen sie aus einem Reservelager, das den Reaktor berührt. Das ausgetretene Natrium würde sich nun in der Doppelhülle des Reservelagers befinden. Die Kraftwerksleitung erklärte weiter, daß es sich dabei um nicht– radioaktives Natrium handelt, und - da auch die Doppelhülle des Reservelagers mit Stickstoff ge füllt ist - keine Entzündungsgefahr für das Kühlmittel besteht. Noch vor wenigen Wochen hatten die französischen Betreiber von den staatlichen Elektrizitätswerken EdF die „technische Beherrschung des Schnellbrüters“ gelobt. EdF mußte jetzt den ersten bedeutenden Unfall des im Januar 1986 ans Netz gegangenen Superphenix eingestehen. Anzeichen dafür, daß der Natriumkühlmittelgehalt des fraglichen Reservelagers aus unerklärlichen Gründen sank, gab es bereits seit einigen Wochen, ohne daß die Kraftwerksleitung rea gierte. Das Reservelager funktioniert zusätzlich als eine Art „Zwischenlager“ für Brennstäbe im Falle ihres Austausches. Somit scheint vor einer Beseitigung der Folgen des Unfalls die Ladung bzw. Entladung der Brennstäbe unmöglich. Doch bringen in diesem Fall gerade die Reparaturarbeiten Gefahr mit sich. „Man weiß heute nicht, wie der Abfluß des ausgetretenen Natriums erfolgen kann“, erklärt Jean Tassart, Nuklearexperte der sozialistischen CFDT–Gewerkschaft. „Man weiß aber, daß ein brand nicht mehr löschbar ist, wenn 20 Tonnen Natrium Feuer fangen.“ Zur Zeit des Unfalls lief Superphenix nur auf halber Kraft. Am 10. Februar hatte ein Schaden in der Rohranlage des Wasserdampfkreislaufs des Kraftwerks die Leitung gezwungen, die Produktion zu drosseln.