piwik no script img

Rechtsrutsch

■ Zum Ergebnis der Wahlen in Südafrika

Das Ergebnis der weißen Wahlen in Südafrika bestätigt lediglich den seit Anfang des Jahrhunderts zu beobachtenden Trend des kontinuierlichen Rechtsrutsches des südafrikanischen Regierungssystems. Sobald sich die mit zunehmend rassistischeren Programmen an die Macht gekommenen Regime unter dem Druck der liberalen Wirtschaftsvertreter und der schwarzen Bevölkerungsmehrheit zu „Reformen“ des sich langsam entwickelnden Apartheidsystems bereit erklärten, spalteten sich am rechten Rand der Regierungsparteien Gruppen ab, die nach wenigen Jahren die Regierung ablösten. Vor allem in Krisenzeiten erhielten die Rechtsabweichler großen Zulauf von den armen Weißen, die sich dagegen wehrten, mit den Schwarzen auf dem Arbeitsmarkt konkurrieren zu müssen. Daß nur etwa ein Fünftel der rund drei Millionen weißen Wähler für eine Aufhebung der Rassentrennungspolitik eintreten, wird die schwarze Opposition in ihrer Entschlossenheit nicht bremsen, das Apartheidsystem abzuschaffen. Im Gegenteil: der Teil der außerparlamentarischen Opposition, der schon seit längerem den bewaffneten Kampf gegen das Apartheidregime propagiert, wird an Bedeutung gewinnen. Spätestens seit den Erfahrungen mit dem Ausnahmezustand, in dem Tausende verhaftet und verschleppt wurden, bereitet sich die Opposition auf einen langen Kampf im Untergrund vor. Die Wahlen haben erneut gezeigt, daß die Buren zu Verhandlungslösungen nicht bereit sind. Damit ist auch die Hoffnung der liberalen Südafrikaner auf eine friedliche Lösung zerbrochen. Michael Fischer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen