: Demos gegen Pershing–Manöver
■ Beim NATO–Frühjahrsmanöver „Carbon Blazer“ wird mit den Pershing–II–Raketen geprobt, die auf der Abrüstungsliste ganz oben stehen / Über hundert Festnahmen im Umkreis der Pershing–Depots
Von Rolf Gramm
Heidelberg (taz) - Mit zahlreichen Aktionen gegen Pershing– Raketenstellungen hat die Friedensbewegung am Wochenende das NATO–Frühjahrsmanöver „Carbon Blazer“ gestört. Nach Schätzungen der Pressehütte Mutlangen haben sich am Wochenende über 2.000 Menschen an der Behinderung der Militärübung beteiligt. Dabei kam es zu etlichen Übergriffen der Militärs und mehr als 100 Festnahmen. Neben „ordnungswidrigem Eindringen in militärischen Sicherheitsbereich“ wird den Demonstranten „Nötigung“ und „Hausfriedensbruch“ vorgeworfen. Das Manöver „Carbon Blazer“, das bisher größte Pershing– Manöver in der Bundesrepublik, begann am 4. Mai und wird noch bis Ende der Woche andauern. Nach der offiziellen Ankündi gung sind daran insgesamt 72 Pershing II–Atom–Raketen, 4.000 Soldaten und 1.500 Räderfahrzeuge beteiligt. Über die Verschrottung dieser Raketen wird derzeit im Rahmen der Null–Lösung debattiert. Am Mittwoch rückten die Pershing–Einheiten aus ihren Stellungen in Mutlangen, Neu–Ulm und Heilbronn aus und bezogen Waldstellungen in verschiedenen Teilen Baden– Württembergs. Diese Stellungen gelten in dem Moment, wo sie aufgebaut werden, als militärischer Sicherheitsbereich und dürfen nicht betreten werden. Eine Gruppe von rund 50 Senioren hatte sich daran nicht gehalten und eine Stellung „besetzt“. Schon die ganze Woche hatten Mitglieder der Friedensbewegung an vielen Orten Blockaden und „Stellungsbesuche“ organisiert. Am Wochenende fanden an über 15 bekannten Pershing–Stellungen Behinderungen statt. Die größten Aktionen wurden aus Calw und der Umgebung von Mutlangen gemeldet. Bei Adelstetten bei Mutlangen wurden am Samstag protestierende Bürger von den Militärs eine Viertelstunde lang mit Steinen beworfen und einen Steilhang hinuntergedrängt. Hier gab es insgesamt 25 Festnahmen. Bei einer über fünf Stunden andauernden Blockade am Sonntag, die den Umzug dieser Pershing–Einheit verhinderte, wurden hier nochmals über 50 Personen festgenommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen