Demjanjuk–Gericht kommt in die BRD

■ Vertreter der Anklage und Verteidigung im Demjanjuk–Prozeß wollen in der Bundesrepublik lebende Zeugen vernehmen

Tel Aviv (taz) - In der kommenden Woche werden die Vertreter von Anklage und Verteidigung im Verfahren gegen den mutmaßlichen nationalsozialistischen Kriegsverbrecher John Demjanjuk in die Bundesrepublik kommen, um hier weitere Zeugen zu vernehmen. Das Jerusalemer Gericht möchte in Kassel und Köln zwei ehemalige Mitglieder der SS aus dem Lager Travniki, Heinrich Schäfer und Helmut Leonhard, befragen. Hauptzeuge der Anklage in der BRD ist jedoch Otto Horn, ein ehemaliger Aufseher in dem Konzentrationslager Treblinka, der aber bisher noch nicht ausfindig gemacht werden konnte. Horn soll noch am Leben sein und in West–Berlin wohnen. Mit den Vernehmungen soll am kommenden Dienstag begonnen werden. Die israelische Botschaft in Bonn bemüht sich gegenwärtig um eine Erlaubnis der deutschen Behörden, die Verhöre öffentlich abzuhalten. Die Richter im Demjanjuk–Prozeß werden vermutlich nur kommen, falls Horn ausfindig gemacht wird und in der Lage ist, vor Gericht zu erscheinen. Andernfalls wird das Jerusalemer Sondergericht seine Tätigkeit am 9. Juni wieder aufnehmen. Bisher ging es in dem Verfahren um die Beweisführung der Anklage, daß Demjanjuk tatsächlich mit „Iwan dem Schrecklichen“ in Treblinka identisch ist. Amos Wollin