Henkel: mit Öko–Anteilen Image und Gewinn verbessert

■ Der Viertgrößte unter den bundesrepublikanischen Chemie–Konzernen präsentiert sich umweltbewußt / Übernahmen verdoppelten den Umsatz in Jahresfrist

Düsseldorf (dpa/taz) - Der Chemie– und Waschmittelkonzern Henkel, eine Komanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), hatte 1986 ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Die Nummer vier der deutschen Chemieunternehmen erzielte im vergangenen Jahr einen Jahresüberschuß von 226 Millionen DM und damit 28 Prozent mehr als 1985, berichteten Aufsichtsratsvorsitzender Konrad Henkel und der Vorsitzende der Geschäftsführung, Helmut Sihler, auf der Bilanzpressekonferenz. Am Ende des ersten vollen Börsenjahres für die Henkel–Aktien seien im Konzern keine roten Zahlen geschrieben worden. Für das gute Abschneiden 1986 machte die Unternehmensführung vor allem die neuen Gesellschaften im Konzert des Konzerns verantwortlich. Hierzu zählen im Inland die Firma Grünau (Nahrungsmittel–Zusatzstoffe), in Frankreich die Union Generale de Savonerie (Seife Le Chat) und vor allem in den USA Übernahmen im Bereich von Spezialchemikalien und Metall–Oberflächen–Behandlern. Zum Teil würden sich die Aquisitionen auf dem US–Markt erst in der Bilanz 1987 niederschlagen - und damit auch für das laufende Jahr ein gutes Ergebnis erwarten lassen. Im Konzern waren am 1.April dieses Jahr 35.000 Mitarbeiter beschäftigt, mehr als die Hälfte davon im AUsland. Die 1986 neu erworbenen Unternehmen vereinigten einen Umsatz von mehr als einer Milliarde DM auf sich. Jetzt müßten diese neuen Betriebe erst einmal in den Konzern eingegliedert werden. Doch wolle Henkel auch in diesem Jahr weiter zukaufen. Die Familie Henkel hat auf einen Teil der den Stammaktionären zustehenden Dividende verzichtet, um Eigenkapital und Rücklagen für die anstehende Konzern–Restrukturierung und den Zukauf weiterer Schnäppchen parat zu haben. Nach Kaufobjekten will sich Henkel vor allem im Bereich der „gehobenen Körperpflege“ umsehen. PR–wirksam hat Henkel sein Engagement bei umweltfreundlicheren Produkten gesteigert. Seit 15 Monaten auf dem Markt, würden mittlerweile über 50 Prozent des Waschmittelumsatzes mit diesen Artikeln gemacht. Diese Entwicklung habe dazu geführt, daß mittlerweile alle Hersteller von Zeolith, das den Platz von Phosphat übernommen hat, an ihre Produktionsgrenzen gestoßen seien. So investiere Henkel derzeit in die Vergrößerung seiner Zeolith– Produktion. Henkel hat aus dem Chemieunfall im Baseler Sandoz–Werk Ende vergangenen Jahres Konsequenzen gezogen. So sollen nach bereits erfolgter Durchforstung der Lager diese mit einem Aufwand von 30 Millionen DM sicherer gemacht werden. Doch nicht die eigenen Lagerstätten, für die bald alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen seien, machten den Verantwortlichen Sorgen. „Nicht gut“ sehe die Situation in den rund 100 Kommissionslagern aus. In vielen dieser Hallen fehle es an automatischen Sprenkelanlagen oder Löschwasser–Sammelbecken. „Wenn die beauftragten Lagerhalter unsere Anforderungen nicht erfüllen können“, so Sihler, „dann müssen wir die Lagerung selbst übernehmen.“ Alles in allem, so rechnet Sihler, müßten für diese Umstrukturierung drei Jahre veranschlagt werden. In einem ist sich Sihler sicher: „So etwas wie in Basel kann auf unserem Düsseldorfer Betriebsgelände nicht passieren.“ Allein durch ein geschlossenes Abwassersystem im Werk sei dafür gesorgt, daß verschmutztes Löschwasser nicht ungeklärt in den Rhein fließen könne. Der Weltumsatz der Gruppe hat sich 1986 von 9,2 Milliarden auf 8,7 Milliarden DM verringert, was hauptsächlich auf Wechselkursverschiebungen zurückgeführt wurde. Bei unveränderten Paritäten wäre der Umsatz um drei Prozent gestiegen. In den ersten vier Monaten dieses Jahres sei der Umsatz um ein Prozent gestiegen, wobei der Absatz um vier Prozent höher lag. Für das Gesamtjahr wird mit einem Weltumsatz von rund 9,1 Milliarden DM gerechnet. An die Aktionäre werden 62,25 Millionen DM (Vorjahr: 38,5 Millionen DM) ausgeschüttet. Die Hauptversammlung findet am 29.Juni in Düsseldorf statt. Georgia Tornow