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I N T E R V I E W Albrecht weiß Bescheid

■ Interview mit einer Frau und einem Mann vom Zentralen Göttinger Streikrat, nachdem die 250–Jahrfeier der Universität Göttingen gänzlich abgesagt wurde

taz: Wie bewertet Ihr den Erfolg Eurer bisherigen Proteste? Antwort: Die Feierlichkeiten werden nicht stattfinden. Zuerst hat die Landesregierung einen Rückzieher gemacht, dann von Weizsäcker. Und Montagmorgen hat Uni–Präsident Kamp erklärt, aus Sicherheitsgründen sei die ganze Festveranstaltung abgesagt worden. Diese Entwicklung ist unserem politischen Druck zu verdanken und entspricht der Forderung, daß es derzeit nichts zu feiern gibt. Aber bei der zentralen Forderung, die Sparbeschlüsse zurückzunehmen, hat sich nichts getan. Nein. Unsere Forderungen nach Rücknahme bestehen weiter. Und wir erwarten, daß sie erfüllt werden. Albrecht hat allerdings dem AStA angeboten, heute früh zu einem Gespräch darüber nach Göttingen zu kommen. Und wie habt Ihr reagiert? Wir haben natürlich abgelehnt. Erstens ist der Streikrat Ansprechpartner und nicht der AStA. Zweitens ist Dienstag Protesttag und nicht Plausch angesagt. Und drittens - worüber will Albrecht reden? Unsere Meinung kennt er. Wir haben sogar, aus Mißtrauen gegenüber der Post, eigene Staffelläufer nach Hannover geschickt. Und seine Meinung kennen wir auch: Er will die Sparbeschlüsse nicht zurücknehmen. Über Eure Aktionen herrscht der Eindruck von phantasievollen, aber doch pragmatischen, von der eigenen materiellen Betroffenheit geprägten und letztlich unpolitischen Protesten vor. Bei den Studenten, auch im Streikrat, bestehen unterschiedliche Positionen. Eine, die an der Einheit festhalten will und Spaltungen bei brisanteren und radikaleren Forderungen befürchtet. Die andere, die meint, daß wir nur durch unsere demonstrativ bekundete Gegnerschaft zu Landesregierung und Uni–Leitung tatsächlich was durchsetzen können. In dem Zusammenhang ist interessant, daß der Universitätssenat für morgen um 18.30 Uhr zu einer Gegenkundgebung gegen Streik und Sparbeschlüsse aufgerufen hat. Interview: Reimar Paul

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