KZ–Wärter will „heim“

■ Aus Angst vor Ausweisung aus den USA will Martin Bartesch nach Österreich auswandern

Berlin (afp/taz) - Österreich, mit seinem Antisemitismus und seinem Waldheim, ist genau der richtige Altersruhesitz für betagte Nazis - das mag sich der ehemalige KZ–Wärter Martin Bartesch (kleines Bild links) gesagt haben, als er einen Einwanderungsantrag an das österreichische Innenministerium stellte. Bartesch soll den Totenkopf–Einheiten der SS angehört haben und vom Oktober 1943 bis Juli 1944 im Konzentrationslager Mauthausen Bewacher gewesen sein. Etwa 120.000 Menschen sollen in Mauthausen umgebracht worden sein. Barteschs Sohn (großes Bild) erklärte allerdings gegenüber der Presse, sein Vater habe zwar die Arbeitstrupps bewacht, sei aber niemals im eigentlichen Todeslager eingesetzt gewesen. Bartesch hatte 1966 die US– Staatsbürgerschaft erhalten. Nachdem seine Tätigkeit im KZ bekannt geworden war, sollte allerdings am 16. Juni vor einem US–Gericht ein Verfahren gegen ihn eröffnet werden, da er seine Vergangenheit der US–Einwanderungsbehörde verschwiegen habe. Wohl aus Angst vor einer Ausweisung hatte Bartesch die USA verlassen; das österreichische Innenministerium bestätigte am Wochenende den Erhalt seines Einwanderungsantrags. Wo sich Bartesch zur Zeit befindet, ist unklar, möglicherweise ist er jedoch bereits nach Österreich eingereist. Den schwarzen Peter haben nun die Österreicher. Wenn sie den Antrag ablehnen, wird sich die ganze Welt mit Verweis auf des Staatspräsidenten Waldheims ungeklärte Nazi–Vergangenheit hämisch auf die Schenkel klatschen. Nehmen sie Bartesch auf, verfestigt das den Ruf Österreichs als Heimstatt für Braune. Bislang spielen die Behörden auf Zeit: Ein Sprecher des Innenministeriums ließ am Wochenende erstmal verlauten, eine rasche Entscheidung sei „aus mehreren Gründen undenkbar“. -ant–