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P O R T R A I T Malermeister auf Ministersessel

■ Der neue hessische Wirtschaftsministers Alfred Schmidt steht für pragmatische Politik

Alfred Schmidt, bald 50 Jahre alt, ist der einzige Nordhesse im Kabinett des Dr. Walter Wallmann. Zusammen mit Dr. Wolfgang Gerhardt (Minister für Wissenschaft und Kunst) will Schmidt das Alfred Schmidt gilt - trotz der Wende von 82 - noch immer als „Sozial–Liberaler“, obgleich er sich gegen diese Etikettierung zur Wehr setzt: „Sozial bin ich immer noch - sozialistisch war ich nie.“ Die Wende in Bonn, die empfand er damals als „unappetitlich“. Schmidt: „Die Partei hätte ich damals nicht gewechselt, aber der Gedanke an Austritt, der ist mir schon gekommen.“ Daß er den Trennungsstrich zur FDP nicht zog, lag zum einen an den Hoffnungen, die er noch immer in die „Partei von Hans–Dietrich Genscher“ setzte, zum anderen aber auch an der „widerwärtigen Verleumdungskampagne“, die von den Sozialdemokraten nach der Wende gegen die FDP angezettelt worden sei. Die These vom „Verrat in Bonn und in Wiesbaden“, so Schmidt im Rückblick, habe die Reihen der Freidemokraten geschlossen - trotz der unterschiedlichen Einschätzungen, die in der Partei über „die Wende“ existierten. Der Minister Schmidt ist auch der einzige „unstudierte“ Minister in der neuen hessischen Landesregierung. Als „Praktiker“ (Schmidt über Schmidt) hat er sich um das Amt des Ministers für Wirtschaft und Technik „nicht gerissen“, denn als Chef seiner Kasseler Malerfirma war der Malermeister und Landtagsabgeordnete mit sich und seinem Leben zufrieden gewesen. Doch gereizt hat ihn die Aufgabe schon, wenn er auch finanziell bluten muß. Schmidt: „Als Inhaber meiner Firma habe ich mehr verdient als jetzt als Minister.“ Bei der Kabinettsbildung im April hatte er sich denn auch Bedenkzeit von seinem politischen Chef Wolfgang Gerhardt ausgebeten, ehe er sich entschied. Schmidt: „Ich habe mir genau überlegt, ob ich mir das zutrauen kann, denn ich gehöre nicht zu den Politikern, die da glauben, daß man den Minister so mit links spielen könne.“ Sein „Ja–Wort“ gab er erst, als klar war, daß der ganze Komplex der Atom–Aufsicht und -Genehmigung aus dem Wirtschaftsministerium heraus in das neue Ministerium für Umwelt und Reaktorsicherheit verlagert werden würde, denn „sonst wär ich ja zu nix anderm mehr gekommen“. Schmidt: „Der arme Weimar schlägt sich ja schon jetzt nur mit Hanau herum.“ Schmidt, der für „klare Lösungen“ eintritt, hat seinen Malerbetrieb inzwischen verkauft - an den Sohn eines langjährigen Mitarbeiters. Denn keiner soll ihm je nachsagen können, daß er als Staatsminister Entscheidungen traf, von denen sein eigener Betrieb profitierte. Für einen Mann, der seine Karriere angeblich nicht geplant hat, ist Schmidt allerdings in der FDP kontinuierlich nach oben gefallen. Nach dem Parteieintritt 1960 wurde Schmidt 1968, als man in der FDP die „alten Zöpfe abschneiden“ wollte, Bezirksvorsitzender der Jungdemokraten in Nordhessen. Von 1971 bis 81 war er Mitglied des FDP–Landesvorstandes, dem er ab 1985 wieder angehört. Seit 1979 ist Schmidt Bezirksvorsitzender der FDP– Nordhessen und seit 1985 auch stellvertretender Landesvorsitzender. Dem Landtag gehörte Schmidt von 1974 bis 82 an, als die FDP - nach der Wende - vom Wähler aus dem Landtag verbannt wurde. Als die Partei dann 83 bei den vorgezogenen Landtagswahlen den Wiedereinzug schaffte, wurde Schmidt stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Vizepräsident des Landtages. In der Fraktion galt der neue Minister immer als „Vordenker“ in Sachen neue Technologien. Als eingeschworener Fan des Hochtemperaturreaktors (HTR) brachte er Mitte 86 - nach der Katastrophe von Tschernobyl - den SPD–Finanzminister Krollmann auf die Idee, in Borken einen HTR zu bauen und damit das rot–grüne Bündnis in ernste Schwierigkeiten. Doch eine ernsthafte Annäherung zwischen SPD und FDP habe es zu Zeiten der „rot–grünen Techtelmechtel“ in Wiesbaden nie gegeben, versicherte Schmidt: „Nach dem Verratsgeschrei der Sozialdemokraten kam für uns eine Koalition mit der SPD nie in Frage.“ In seinem neuen Amt will sich der Staatsminister Schmidt am Arbeitspensum des Malermeisters Schmidt orientieren. Drei Viertel seiner Zeit sollen der Schreibtischarbeit gehören und der Rest den diversen Verpflichtungen außerhalb. Ein „Reiseminister“ will er nicht werden, und nach China fährt er nur dann, wenn ihn die hessische Wirtschaft konkret bittet, dort um gut Wetter für die Hessen zu sorgen. Der Nordhesse ist ein bodenständiger Mensch, und selbst ein Wechsel nach Bonn käme für ihn nicht in Frage: „Hessen bleibt Hessen.“

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