Q U E R S P A L T E Cash or Carry

■ Kampf zweier Linien bei Vorzimmerinformationen

Vorzimmer sind sensible Sicherheitsbereiche und Sekretärinnen deren personifizierte Schwachstellen. Wörtlich zu nehmen ist diese Klassifizierung für so manchen Bonner Spionagefall. Da handelten die Inhaberinnen der heißen Informationen sich und ihre Ware unter Wert. Die Vergütung war emotional, Streicheleinheiten gegen den Frust, in und auf den Arm nehmen, kurz: carry statt cash. Da ist die „Devisen– Spionage“ in der Bundesbank schon von anderem Kaliber. Das Ganze lief nach dem Motto: „Geld für Information“, melden alle Agenturen. Bravo. Natürlich ist nicht alles monetarisierbar und für das Echte gibt es keinen Ersatz. Aber solange die Big Bosse sich gegen den Stress ihres Alltags durch einen Cordon Sanitaire gestaffelter Vorzimmer abfedern lassen, ist ihnen die Ungewißheit, ob die weibliche Bodygard in Treue fest zu ihnen steht, zu gönnen. Das Problem der Geschlechtertrennung zwischen Vor– und Chefzimmer ist struktureller Natur und erfordert grundsätzliche Lösungsvorschläge. Selber Pöhl sein - nur solch ein Hierarchie–Sprung kann dem Loyalitäts–Dilemma aus der Klemme helfen. Allein Chefstühle eröffnen Aussichten, die den Zubrot–Handel mit internen Informationen locker ersetzen. Auch wenn Verunsicherungsstrategien immer eine zweischneidige Sache sind und das der Pöhl–Sekretärin angelastete Vorgehen schon arg individualistisch wäre - als subversiver Beitrag im Kampf gegen weibliche Subalternität ist dieser nette kleine Skandal nicht zu unterschätzen. Denn die Richtung stimmt: weg von der Festlegung auf die nachgeordnete Bedienung von noch so modernen Computertasten, hin an die Schalthebel der Macht. Georgia Tornow