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Botha will Schwarze hängen sehen

■ Die EG–Länder bemühten sich gestern noch um eine Begnadigung der beiden zum Tode verurteilten schwarzen Südafrikaner / Hinrichtung für heute vorgesehen / Bonner Außenministerium: „Keine Hoffnung“ / Genscher lehnt Wirtschaftssanktionen weiterhin ab

Johannesburg / Berlin (taz) - Ein letzter Versuch, um die für heute angesetzte Hinrichtung des 21jährigen Moses Jantjies zu verzögern, ist ge stern nachmittag in Pretoria ohne Erfolg geblieben. In Südafrika wurde gestern erwartet, daß Staatspräsident P.W. Botha nicht in letzter Minute von seinem Begnadigungsrecht Gebrauch machen werde. Der 21jährige Moses Jantjies und der 22jährige Wellington Mielies sollten heute morgen um 7 Uhr im Zentralgefängnis von Pretoria hingerichtet werden. Das Gerichtsverfahren, das gestern in letzter Minute eine Neuuntersuchung des psychichen Zustandes von Jantjies ermöglichen sollte, folgte auf verschiedene Gnadengesuche, die die Anwälte der beiden zum Tode Verurteilten gestellt hatten. Außerdem hatten der anglikanische Erzbischof von Südafrika und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu und die südafrikanische katholische Bischofskonferenz zur Begnadigung aufgerufen. Das Außenministerium in Bonn war bis zuletzt bemüht, die Vollstreckung der Todesurteile zu verhindern. Wie ein Sprecher gegenüber der taz erklärte, regierte Genschers südafrikanischer Amtskollege „Pik“ Botha mit einem Brief auf den Genscher–Appell. „Aus diesem Schreiben kann man keine Hoffnung zur Rettung der beiden Todeskandidaten ziehen“, meinte der Sprecher des Außenministeriums. Noch am gestrigen Abend bestellte Außenminister Genscher den Botschafter der Republik Südafrika ins AA und teilte ihm „den Wunsch der Bundesregierung“ mit, „der südafrikanische Präsident soll von seinem Gnadenrecht Gebrauch machen“. Ebenfalls gestern trug der deutsche Botschafter in Pretoria eine Demarge aller zwölf EG–Staaten vor, in der die Südafrikanische Regierung aufgefordert wurde, keine Todesurteile zu vollstrecken. Wirtschaftssanktionen wie einen Import–Boykott südafrikanischer Kohle, der u.a. von der Anti–Apartheid–Bewegung gefordert wird, zieht das Auswärtige Amt nicht in Erwägung. Fortsetzung auf Seite 2 Die drei NUM–Mitglieder gehören zu den insgesamt 32 Südafrikanern, die zur Zeit in Pretoria aufgrund politischer Delikte auf den Tod warten. In einer seit Anfang August laufenden Kampagne will der südafrikanische Jugendkongreß SAYCO, die größte Organisation im Oppositionsbündnis Vereinigte Demokratische Front (UDF), mindestens 32.000 Unterschriften für einen Appell an Präsident Botha sammeln, um den „Mord“ der 32 zu verhindern. SAYCO fordert, daß „alle Aktivisten, die im Kampf gegen das Apartheid Regime zu den Waffen gegriffen haben“, als Kriegsgefangene behandelt werden. Unter den 32 befindet sich nur eine Frau, Theresa Ramashamola, die zusammen mit fünf anderen für die Erschießung eines der Kollaboration bezichtigten schwarzen Gemeinderates 1984 in Sharpeville verurteilt wurde. Jüngster Todeskandidat ist der 19jährige Phillip Ngidi aus Soweto, der an der Ermordung eines Polizisten beteiligt gewesen sein soll. Nur einer der Verurteilten, Robert MacBride, ist ANC–Guerilla. Er gab vor Gericht zu, in der Hafenstadt Durban eine Bombe gelegt zu haben, die mehrere Menschen tötete. Die anderen Verurteilten waren zum Teil nicht einmal politisch organisiert. Sie beteiligten sich während der politischen Aufstände in Südafrikas schwarzen Wohngebieten in den letzten Jahren an Demonstrationen, bei denen es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und der Ermordung von „Kollaborateuren“ kam. Dabei wurde in mehren Fällen die „Halsband“–Methode angewandt, bei der dem Opfer ein in Benzin getränkter Autoreifen umgehängt und angezündet wird. Neben den 32 aufgrund von politischen Delikten Verurteilten warten zur Zeit noch 243 weitere Menschen im Zentralgefängnis in Pretoria, wo alle Hinrichtungen vollzogen werden, auf den Tod.

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