: Atommülltransporte–Konferenz
■ In Lingen trafen sich Anti–AKW–Initiativen zu einer Atommüllkonferenz / Transporte sollen weiter behindert werden / Kritik an leeren Versprechungen der Grünen / Zusammenarbeit mit „Nach–Tschernobyl“–Gruppen
Aus Hannover Jürgen Voges
Über die Aktionsschwerpunkte der nächsten Zeit und ihr Verhältnis zu den „Nach–Tschenobyl– Gruppen“ haben am Wochenende in Lingen auf der „Atommüllkonferenz“ die alten Hasen aus der Anti–AKW–Bewegung diskutiert. Die Konferenz von 80 Delegierten, die 25 Initiaven aus dem gesamten Bundesgebiet repräsentierten, kündigte „weitere Behinderungen von Atommülltransporten an“. Aufs Korn nehmen will die Atommüllkonferenz sowohl die Transporte, die aus bundesdeutschen AKWs über Lübeck nach Schweden gehen, als auch Transporte ins Zwischenlager für hochradiokative Brennelemete in Gorleben, mit denen man noch in diesem Jahr rechnet. Die Konfernz ging dabei davon aus, daß die noch in diesem Herbst erwartete Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über das Zwischenlager negativ ausgeht. Deswegen wurde bereits für das erste Oktoberwochenende ein weiteres Treffen in Gedelitz im Landkreis Lüchow–Dannenberg terminiert, auf dem es an die konkrete Aktionsplanung gehen soll. Eine Woche danach findet in Hannover eine sogenannte „Streckenkonferenz“ statt, die sich mit den Atommülltransporten nach Schweden befassen wird. Mit den sogenannten „Nach– Tschernobyl–Initiativen“ wollen sich die alten Hasen von der Atom müllkonferenz am 13. bis 15. Oktober in Braunschweig wieder zum Erfahrungsaustausch treffen. Gegen die Zusammenarbeit mit diesen Initiativen hatte es bisher bei der alten Anti–AKW–Bewegung gewisse Vorbehalte gegeben. „Man war der Meinung“, so sagte der Konferenz–Sprecher Ehmke, „daß diese Inis sich mit Strahlenmessungen, Petitionen, Büchertischen und Symbolischen Aktionen zufrieden geben.“ Inzwischen sei man aber zu der Überzeugung gelangt, daß von diesen Initiativen auch frischer Schwung ausgehe und daß eine Zusammenarbeit ohne gegenseitige Bevormundung sehr fruchtbar sein könne. Eine Rüge erteilte die Atommüllkonferenz einhellig den Bundesgrünen. Sie verlant von ihnen die die zugesagte Ausfallbürgschaft von 40.000 DM für die Klage der örtlichen Anti–AKW– Gruppen gegen Lingen II endlich zu übernehmen. Die Bürgschaft für die Klage, mit der der holländische Jugendherbergsvater Coen Harms die Inbetreibnahme des AKWs verhindern will, hatte der damalige Bundesgeschäftsführer der Grünen Lucas Beckmann auf einer Veanstaltung in Lingen persönlich zugesagt. Der Grüne Bundesvorstand hatte dann jedoch per Beschluß das Geld wieder gestrichen. Anlaß der Klage ist das nach Ansicht der AKW–Gegner rechtswidrige Genehmigungsverfahren für den Kühlturm des AKW.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen